Kojotenhöhle

Was dich hier erwartet, ist nicht der Versuch, irgendetwas zu umschreiben. Ich nenne die Dinge durchaus beim Namen, auch wenn ich versuche, das niveauvoll zu tun. Und ich versuche außerdem, Geschichten zu erzählen, in denen der Sex ein Teil des Ganzen ist und nicht der einzige Teil. Man findet hier wohl auch Grenzwertiges für manche Geschmäcker. Ob man es als BDSM-artig oder als abartig empfindet, liegt dabei ganz im Auge des Betrachters.

Wenn es dir gefällt, lass es mich wissen. Wenn es dir nicht gefällt, gerne auch. Hinterlass mir einen Kommentar oder schreib es mir per Mail an Mike.Stone bei gmx.net .

Donnerstag, 3. Mai 2012

Inner Demons - wip


Inner Demons
Eine amerikanische Biker-Geschichte

Work in Pogress

Schuld an dieser Geschichte ist Jon Bon Jovi. Was macht er auch ein Lied mit dem Titel 'Wanted Dead or Alive'?

Ich habe die Story laufen lassen, wo sie hin wollte. Und das ist manchmal ein Segen und manchmal ein Fluch.
Im Moment weiß ich nicht, was hier zutrifft. Aber vielleicht kann mich ja die Meinung anderer erhellen. Also keine Zurückhaltung bitte!


*****


Langsam und unsicher näherte sie sich von hinten dem Motorrad mit dem mysteriösen Mann darauf. Er hatte ein Bein über den Sitz gelegt und stützte sich mit dem anderen am Boden ab. In der Hand hielt er die Gitarre, mit der er gerade eben den Biker niedergeschlagen und ihr so aus ihrer ziemlich unangenehmen Lage geholfen hatte. Er schien sie zu stimmen.
„Warum hast du das getan?“, fragte sie, all ihren Mut zusammennehmend. „Niemand sonst hat… mir geholfen.“
„Ich mochte seine selbstgefällige Fresse noch nie“, brummte der Mann, ohne sich umzudrehen oder auch nur den Kopf zu heben.

Seine Stimme und seine ganze Art verursachten ihr eine Gänsehaut. Er war sicherlich kein netter Mensch. Eigentlich genau die Sorte, vor der ihre Mutter sie immer hatte warnen wollen. Aber auf der anderen Seite hatte Mutters Liebling Brad sie hier - mitten im Nirgendwo - zurückgelassen. Ohne Handy, Geld oder auch nur Klamotten.
Und warum? Weil sie nicht mit ihm hatte schlafen wollen. Sonderlich nett war das ja wohl auch nicht.
Dieser Fremde war seit Tagen der Erste, der irgendwie nett zu ihr gewesen war. Und er hatte keine Gegenleistung verlangt. Im Gegensatz zu all den anderen. Aber…

„Wer bist du?“
Sie musste es einfach fragen. Es war wie in einem dieser Hollywood-Streifen. Er hatte etwas… Unwirkliches an sich.
Anstelle einer Antwort änderte er seinen Griff an der Gitarre und spielte einige Akkorde. Sie waren irgendwie vage vertraut. So als müsste sie das Lied kennen. Aber es wollte ihr zunächst nicht einfallen.
Erst als er anfing zu… singen!
„I’m a cowboy. On a steel horse I ride. I’m wanted dead or alive.”

“Du…” Für einen Augenblick war sie so verblüfft, dass ihr die richtigen Worte nicht einfielen. „Du verarscht mich gerade, oder?“ Nur in Gedanken fügte sie hinzu: ‚Wie die anderen…‘
Diesmal blickte er sie über die Schulter an. Knapp über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg traf sie der Blick aus diesen Augen, die alles Mögliche in ihrem Körper auslösten. Nicht zuletzt ein wirklich greifbares Gefühl von Bedrohung und Gefahr.
„Du hältst dich besser von mir fern, Kleines“, brummte er nicht eben freundlich. „Ich war nicht nett zu dir, sondern so ziemlich das Gegenteil davon gegenüber jemandem, den ich nicht mag. Du warst nur zufällig dabei.“

Es war wirklich wie im Film. Und zwar in einem wirklich Schlechten.
Im Fernsehen hätte Sherry spätestens jetzt genervt umgeschaltet, weil ihr der obercoole Biker, der so offensichtlich eine Mischung aus schwarzem Ritter und Axtmörder darstellen sollte, auf den Wecker gegangen wäre.
Aber das war kein Film. Das war die beschissene Wüste in Arizona und diese Freaks hier meinten all ihre Anwandlungen bitter ernst, wie sie am eigenen Leib erfahren hatte.
Und dann war da noch etwas anderes. Etwas… anderes…

„Bitte… Mister“, flüsterte sie der Verzweiflung nah. „Ich… Ich brauche Hilfe. Ich stecke hier fest und man lässt mich noch nicht mal telefonieren, ohne dass ich die Beine dafür breit machen soll. Ich…“
Die völlige Hoffnungslosigkeit ihrer Lage brach nun so richtig durch und Tränen strömten ihr über die Wangen. Wenn nicht einmal er ihr helfen wollte…

„Was lässt dich glauben, ich würde weniger von dir verlangen?“, knurrte er, von ihren Tränen offenbar unberührt. Wenn überhaupt klang er sogar eher noch abweisender, als zuvor.
„Bitte, Sir… Bitte!“ Auf die Knie fallend streckte sie flehend die Hand nach ihm aus. Ihr Stolz hatte die Behandlung der Trucker und Biker an diesem gottverlassenen, namenlosen Ort im Nirgendwo schon beinahe nicht überlebt. Und nun nahm dieser Mann ihr auch noch ihre Würde. Aber welche Wahl hatte sie sonst?
„Wenn sie mir helfen, dann… dann tu ich es…“
„Es?“ Der Funke von Emotion in seiner Stimme klang nicht unbedingt wie Interesse, aber er war immerhin etwas.
„Alles. Was sie wollen…“
„Das schreiben wir auf deinen Grabstein, Kleines“, grunzte er.

Er lehnte die Gitarre an sein Motorrad und stand auf. Drohend ragte er vor ihr auf und erschien ihr mit einem Mal noch riesiger, als zuvor. Und noch sehr viel bedrohlicher.
„Bist du wirklich so saudumm, Püppchen?“, schnauzte er unvermittelt so laut, dass sie erschrocken zusammenfuhr. „Statt dich von einem der fetten Trucker mal für ein oder zwei Minuten besteigen zu lassen oder ihm einfach kurz die Flöte zu polieren, kommst du auf Knien zu mir gerutscht und bettelst ausgerechnet mich an, dir zu helfen?“ Sprachlos starrte sie zu ihm hinauf und ihr Gesicht spiegelte sich in seiner Sonnenbrille.
„Ich sag dir das nur noch ein Mal: Kriech da rein und lutsch irgendeinem Drecksack die Eier. Dann überleb…“
Beinahe jedes seiner Worte hatte sich angefühlt wie ein Schlag ins Gesicht. Und als er sich abrupt unterbrach und unter seine Jacke griff, rechnete sie damit, dass er genau damit nun in körperlicher Hinsicht anfangen würde.
Das sich eine große, bösartig aussehende, schwarze Pistole darin befand, als die Hand wieder erschien, war eigentümlicherweise beinahe weniger schlimm.
Doch er richtete sie nicht auf Sherry, sondern auf etwas oder jemand anderes.

„Einzige Warnung, Mutterficker!“, schnauzte er in die gleiche Richtung. „Noch ein Schritt und ich schieß dir die Klöten weg.“
„Du has‘ mei‘m Bruder d‘n Kiefer g’broch‘n“, grunzte eine männliche Stimme zur Antwort. Aber ihr fehlte die Schärfe. Dafür erkannte die junge Studentin sie allerdings als eine derjenigen wieder, die sich ganz besonders dafür ausgesprochen hatten, die hilflose Frau einfach auf einen Tisch zu binden und als Lokalrunde zu betrachten. Unwillkürlich warf sie sich vorwärts und umklammerte schutzsuchend das Bein des Bikers.
„Was’n das“, höhnte der neu hinzugekommene Mann daraufhin abfällig. „Mad Dog Malloy, der Nutt‘nschlitzer, macht jetz‘ ein’n auf Bodyguard?“

Nuttenschlitzer? Sherry erstarrte.
Seit Wochen suchte die Polizei bundesweit einen Mann, der sechs Prostituierte ermordet haben sollte. Mit einem Messer. Die Medien hatten ihn Mad Dog getauft, weil man ihn als geistesgestört betrachtete und mit einem tollwütigen Tier verglich.
Und dennoch. Als sie vorsichtig am Körper des Mannes über ihr hinaufblickte, wirkte er völlig ruhig und beherrscht. Sehr bedrohlich, aber nicht irre. Und dann war da noch das unerklärliche Gefühl von Sicherheit, dass er ihr gerade vermittelte. Sicherheit vor einem Mann, der sie vielleicht - nur vielleicht - nicht töten wollte. Aber er wollte ihr ganz sicher Schlimmeres antun.

„Irgendwann, Malloy“, unterbrach der andere Mann ihren Gedankengang. „Irgendwann bin ich hinter dir…“
Mit diesen Worten zog er sich rückwärtsgehend zum Gebäude zurück und verschwand darin. Erst dann steckte der Biker seine Waffe wieder weg und blickte anschließend zu der Frau an seinem Bein hinunter.
„Und?“, knurrte er „Soll ich dir immer noch helfen?“

Ihr Nicken kam ohne das geringste Zögern. Erst danach explodierten all die kleinen, warnenden Stimmen der Vernunft in ihrem Kopf in einem kollektiven Aufschrei der Verzweiflung.
Malloys Miene zuckte nur kurz. Zu kurz um auszumachen, welche Regung da über seine Miene gehuscht war. Und die Sonnenbrille verbarg alle anderen Gefühle sehr effektiv.
Kalt und abweisend starrten die verspiegelten Gläser auf sie hinab. Lange tat und sagte er gar nichts.

Als er sich dann umdrehte, geschah es so abrupt, dass Sherry den Halt verlor und in den Staub fiel. Im nachsehend schwankte sie zwischen ein wenig Erleichterung und sehr viel stärkerer Verzweiflung.
Was war nur los mit ihr? War es denn besser sich aufschlitzen zu lassen, als vergewaltigt zu werden?

Ohne es verhindern zu können fing sie wieder an zu schluchzen und sah dem Biker dabei zu, wie er die Gitarre verstaute und auf sein Motorrad stieg. Mit dem Fuß klappte er die Stütze ein und ließ den Motor der Maschine an. Und dann… tat er nichts weiter. Nur die verspiegelten Brillengläser wandten sich in ihre Richtung.
Als säße ihr der Teufel im Nacken sprang die junge Frau auf und rannte zu dem Mann hin, während der letzte Funke Vernunft in ihrem Kopf sich fragte, ob sie da nicht gerade eher dem Teufel in die Arme lief.
Kaum saß sie eben so hinter ihm und klammerte sich haltsuchend an seinen Rücken, raste er auch schon los.


Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte Sherry auf einem Motorrad gesessen. Und hätte man ihr erzählt, sie würde sich eines Tages mit aller Kraft an einen ledertragenden Biker und gesuchten Frauenmörder klammern, während dieser viel zu schnell über einen Highway in Arizona raste und dabei auch noch ein eigentümliches Gefühl von Sicherheit verspüren, hätte sie diese Art von Scherz ganz bestimmt nicht witzig gefunden.
Aber nun, da sie sich in genau dieser Situation befand, waren ihre Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigt als der Qualität von Scherzen.

Das Leben der jungen Kunststudentin hatte sich in den vergangenen drei Tagen sozusagen in Wohlgefallen aufgelöst. Es hatte einfach Puff gemacht und nichts war mehr, wie es sein sollte.
Anstelle eines Wochenendtrips mit ihrem Langzeitfreund und einem langerwarteten, ersten Mal in einem romantischen Hotel, war sie von Brad in ein verwanztes Motel mitten in der Wüste geschleppt worden, wo er ihre Weigerung mit ihm zu schlafen damit quittierte, dass er seine Sachen packte und abfuhr. Allein.
Und als sie sich hilfesuchend an den Motelbetreiber wandte, hatte dieser keinen Zweifel daran gelassen, dass er sie nicht einmal telefonieren lassen würde, wenn sie ihm nicht sexuell zu Willen wäre. Ebenso wie alle anderen Männer in dem moteleigenen Truckstop es gehalten hatten.

Ihre entrüstete Weigerung hatte die Männer zunächst amüsiert. Aber nach einer Weile war die Stimmung gekippt und der Vorschlag war gemacht worden, sie einfach zur allgemeinen Verwendung auf einen Tisch zu fesseln. Und ihre Drohung mit der Polizei hatte schließlich nur dazu geführt, dass einer der Männer sie mit einer heftigen Ohrfeige in eine Ecke beförderte, um danach…
Fest presste Sherry die Augen zusammen und versuchte die Tränen zurückzuhalten, als sie sich in allen Details daran erinnerte, wie der Mann seine Hose geöffnet und seinen Penis herausgeholt hatte. Noch einmal durchlebte sie all die Schattierungen der Panik vor dem, was ihrer Meinung nach folgen würde. Inklusive der schockierten Ungläubigkeit, als es beinahe noch schlimmer kam. Als er… er sich unter dem Gejohle der anderen einfach auf sie entleerte.

Aber dann war der Mann namens Malloy aufgestanden, hatte seine Gitarre gegriffen und beinahe beiläufig ihren Peiniger niedergeschlagen. Ohne sich auch nur noch einmal umzusehen, war er dann einfach hinaus gegangen.
War dieser Mann ein Frauenmörder?
Sie konnte es sich nicht vorstellen.
Aber war das nicht immer so mit Psychopathen? Wirkten die nicht immer völlig normal, bevor sie durchdrehten?

Nun… Normal wirkte dieser Mann allerdings ganz und gar nicht. Alles an ihm schien beinahe wie eine verdrehte Kopie von Clint Eastwood. Nur das er nicht einfach so tat. Er meinte sein Verhalten offenbar völlig ernst.
Und… es wirkte.
Wie die kleine sechsjährige Sherry vor dem Fernseher Eastwood angehimmelt hatte, egal welchen Bad Boy er gerade spielte, klammerte sich die knapp zwanzigjährige Sherry jetzt an seinen Nachahmer. Oder war er ein Klon?

Gedankenverloren bemerkte sie die sich verringernde Geschwindigkeit erst, als das Motorrad beinahe stand.
Erschrocken blickte sie sich um, sah aber rein gar nichts. Nur die Straße, die Wüste und einen einfachen, handbetriebenen Brunnen am Straßenrand.
Warum hielt er hier an? Wollte er… sie loswerden? Oder Schlimmeres…?

„Absteigen, Püppi“, brummte er ungehalten.
„Bitte…“, wimmerte sie und klammerte sich noch fester an ihn. „Bitte… Nicht…!“
„Absteigen!“, schnauzte er so laut und aggressiv, dass ihr Körper ganz ohne ihr bewusstes Zutun reagierte. Unvermittelt stand sie hinter der Maschine.

„Ausziehen.“
Nicht einmal mehr ein erschrockenes Kieksen kam aus ihrem offen stehenden Mund, als sie ihn entgeistert anstarrte.
„Aus - zieh - hen“, grollte er so dunkel, dass es beinahe klang, wie das Knurren eines Wolfes. Oder eines Hundes. Eines tollwütigen…

Als er auf sie zu schnellte, konnte Sherry nur noch schreien. Sie hatte nicht vergewaltigt werden wollen, aber sterben wollte sie auch nicht.
Wild um sich schlagend versuchte sie, ihn abzuwehren. Aber seine riesige Hand packte ihren Nacken mit stählernem Griff und riss sie mit sich. Ihre unkoordinierten Schläge schienen ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken. Ebenso wenig wie ihre verzweifelten Hilferufe.
Sie verstummte erst, als der erste Schwall des überraschend kalten Wassers auf ihren Körper traf.

Als die unkontrollierte Gegenwehr abrupt aufhörte, ließ er von ihr ab und starrte auf sie hinab.
„Du stinkst wie eine Jauchegrube. Sogar gegen den Fahrtwind.“
„Hättest …“ Mit einem Mal war sie entsetzlich wütend auf den Mann, der so mit ihren Gefühlen spielte und sie in Todesangst versetzte. „Hättest du das nicht einfach… sagen können?“
„Hab ich gerade“, grunzte er, aber sein Mundwinkel zuckte beinahe, als würde er sich ein Lachen verkneifen. „Und jetzt zieh die vollgepissten Klamotten aus. Ich geb dir ein Hemd.“

Dieser Mann machte die, sonst gewiss nicht auf den Mund gefallene, Sherry sprachlos. Aber noch schlimmer als das war die seltsame Macht, die seine Worte über sie zu haben schienen. Oder weswegen kam ihr der Gedanke an Scham erst, als sie ihr Oberteil mitsamt dem BH schon abgestreift hatte? Und wieso überhaupt auch den BH?
Erst sehr verspätet kam ihr der Gedanke, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken.

„Mach dich nicht lächerlich“, grunzte er beiläufig, während er in einer seiner Gepäcktaschen kramte. „Ich hab ne Tochter in deinem Alter.“
„Du hast… eine Tochter?“ Wenn das mal keine völlig unmögliche Vorstellung war. „Eine zwanzigjährige Tochter?“
„Zwanzig, huh? Siehst eher aus wie ne magere Fünfzehnjährige mit deinen kleinen Tittchen.“

Ihn sprachlos anstarrend bemerkte sie, wie ihr die Röte auf die Wangen kroch. Aber wirklich unmöglich daran war, dass es weniger Empörung als Scham darüber war, auf ihn wie ein kleines Mädchen zu wirken.
Als sie richtiggehend trotzig die Hände von ihren Brüsten nahm, war da ein beinahe losgelöster Teil ihres Verstandes, der aufstöhnend die Waffen vor dem, ihm völlig unbekannten, dummen Mädchen streckte, in dessen Körper er feststeckte. Aber das ignorierte sie natürlich.
Stattdessen reckte sie dem gesuchten Frauenmörder nicht nur ihr Kinn trotzig entgegen, sondern auch ihre kleine, aber ja wohl nicht mickrige Oberweite.

„Du hast nen Knall“, grunzte er nur und für einen Moment war sie sich fast sicher, dass er lachte.
Vielleicht knallten ihr deswegen auch die letzten Sicherungen durch. Denn anders konnte sie sich später nicht erklären, weswegen sie aufstand und sich in einem Rutsch ihre Shorts mitsamt dem Höschen hinab zog, um sich danach beinahe in Pose zu werfen und ihn noch trotziger anzustarren.

„Keine Haare an der Pussy, aber schon Schlampe spielen wollen, hm?“
Offenbar hatte er gefunden, was er suchte, denn er wandte sich ihr mit einem Kleidungsstück in der Hand zu und musterte sie nun eingehend.
Und obwohl ihr bei seinen Sprüchen nicht nur die Spucke wegblieb und sie sich immer noch mehr schämte, hoffte sie unvernünftigerweise trotzdem, dass ihm doch irgendwie gefallen könnte, was er zu sehen bekam.

„Du hast wirklich keinen Funken Selbsterhaltungstrieb, oder?“, fragte er nun sehr ernst. Zum ersten Mal seitdem sie ihn kannte nahm er die Brille ab und blickte sie direkt an. Und er hatte unglaublich helle Augen…
„Hast du nicht zugehört, was diese jämmerliche Inzestgeburt vorhin gesagt hat? Oder willst du einfach nicht glauben, dass ich ein halbes Dutzend Frauen umgebracht habe?“
Langsam drang die Absurdität der Situation durch ihren Trotz und das vorgereckte Kinn fing als erstes an zu zittern, als ihr ein weiteres Mal die Tränen in die Augen stiegen.

„Lieber Gott, Mädchen…“, seufzte er beinahe resigniert und kam langsam auf sie zu. Diesmal wirkte er ganz und gar nicht bedrohlich, sondern eher besorgt, was den Tränenfluss unglücklicherweise noch verstärkte.
Und als er sie völlig unerwartet in den Arm nahm, brachen schließlich alle Dämme. Nur schwer könnte sie durch ihr eigenes, hemmungsloses Schluchzen seine nächsten Worte verstehen, während sie sich voller Verzweiflung an ihn klammerte.
„Was soll ich nur mit dir machen, Kind? Du verstehst ja nicht mal die allerdeutlichsten Warnungen. Wahrscheinlich würdest du einem Kojoten, der dich nachts anknabbern will, noch dabei helfen dein Bein zuzubereiten und es ihm schön würzen.“

„Du bist kein tollwütiger Hund“, presste sie daraufhin mühsam hervor. Warum auch immer es ihr gerade so wichtig war, ihn das wissen zu lassen.
„Vermutlich nicht“, murmelte er und löste sich dann ein wenig von ihr, um ihr Gesicht in die Hände nehmen zu können. Eindringlich und mit sehr ernstem Blick sagte er dann: „Aber ich habe diese Frauen getötet. Und das sollte dir wirklich Sorgen bereiten.“

Die Worte erreichten Sherrys Ohren. Und irgendwie auch ihren Verstand, in dem der verbliebene Rest Vernunft besorgt aufstöhnte. Aber er versuchte gar nicht erst, sich noch einmal Gehör zu verschaffen. Die unsägliche Göre, mit deren Wohlergehen auch das Seine unglücklicherweise verknüpft war, leistete sich nämlich bereits die nächste Aktion, bei der nicht nur eine Vernunft sich nur noch matt vor den Kopf schlagen konnte.
Statt vor dem Mann zurückzuweichen, der sich gerade selbst ganz offen und ruhig zum Mord an einigen jungen Frauen bekannt hatte, beugte sich die junge Studentin, die von vielen ihrer Bekannten offenbar fälschlicherweise für intelligent gehalten wurde, nämlich vor. Ihre Augen schließend suchte sie mit ihrem Mund nach seinen Lippen und berührte sie sachte.
Sie küsste ihn…!

Beinahe wie von einem Skorpion gestochen führ Malloy zurück, nachdem er für einen kurzen Moment von ihrem Blick gefangen gehalten worden war. Seine Hände verließen ihre Wangen und schoben sie an ihren Schultern auf Abstand.
„Himmelarsch! Mädchen!“, brüllte er verblüfft. „Bist du völlig bescheuert?“
„Ich bin fast eine Frau…“, murmelte sie unwillig und wich seinem Blick nun aus.
„Fast? Fast?“, platzte er etwas schrill heraus.
„Brad war nicht der Richtige“, nuschelte sie etwas undeutlich und fühlte sich dabei sonderbar leicht. „“Das weiß ich jetzt…“
„Hast du gekokst oder nen Sonnenstich?“
Er stockte kurz und betrachtete ihr gerötetes Gesicht und ihre hellen Haare. Vielleicht, ging ihr durch den Kopf, mochte er ja wenigstens die.
„Scheiße… Du hast nen Sonnenstich.“

Irgendwie fand Sherry es beruhigend, dass er sie wieder in den Arm nahm - ja sogar hochhob. Und dann wusste sie erst einmal für eine Weile gar nichts mehr.


Das prägnanteste Gefühl beim Aufwachen waren Kopfschmerzen. Rasende, bohrende, ziehende, stechende Kopfschmerzen.
„Ohh Gott“, wimmerte sie, als der Schmerz immer weiter zunahm, statt langsam abzuklingen.

„Trink das“, murmelte eine autoritär klingende Stimme und jemand hielt ihr eine Flasche an die Lippen. Das Wasser war nicht kalt, aber für den Moment war das bedeutungslos. So durstig hatte sie sich noch nie gefühlt.
Der fremde Mann - ein Arzt vielleicht? Hoffentlich! - zwang sie, nur in kleinen Schlucken zu trinken. Aber irgendwann ließ das Brennen in ihrer Kehle dennoch nach.
„Aspirin?“, flüsterte sie leise.
„Kaum“, lautete die Antwort.
„Bitte?“
„Wenn ich welches hätte…“
„Was…?“, wollte sie aufbrausen, aber ihr Kopf bremste sie sehr schnell aus. Sie versuchte es leiser: „Was ist das für ein Krankenhaus?“

Das antwortende Grunzen mochte als Lachen durchgehen, wenn man es nicht zu genau nahm. Aber was war so lustig?
Mühsam öffnete Sherry ein Auge ein ganz klein wenig und starrte an einem vage vertrauten Gesicht vorbei in den sternenklaren Himmel. Und dann fiel ihr wieder ein, in welch misslicher Lage sie sich befand.
„Ohhh Gott!“, stöhnte sie.

Als ihre Hand auf dem Weg von ihrer Seite zu ihrem Kopf ihren Oberkörper streifte, gesellten sich weitere Sorgen zu der ohnehin schon beeindruckenden Aufstellung hinzu.
„Warum bin ich… nackt?“
„Weil deine Klamotten noch nach Pisse stinken.“
„Meine… was? Oh… Ohh… Nein…“
Weitere Erinnerungsfetzen kehrten zurück und sie gehörten nicht zur angenehmen Sorte. Am liebsten wäre die junge Studentin wieder zu diesem angenehmen Traum von dem kräftigen, mysteriösen Fremden zurückgekehrt, den sie gerade hatte küssen…
„Ohhh… Nein!“

Der Versuch sich ruckartig aufzurichten brachte ihr zwei Dinge ein. Zunächst war da eine schwere, raue Hand mitten auf ihrer linken Brust, die sie wieder nach unten drückte und zum anderen waren da Kopfschmerzen, die so unwahrscheinlich stark anschwollen, dass sie einfach schreien musste.
Als dritte Sache mochte durchgehen, dass der Schrei von einem entfernt klingenden, bellenden Jaulen beantwortet wurde, dass ganz und gar nicht nach zahmem Haustier klang, sondern her nach wilder, blutrünstiger Bestie.
Aber apropos ‚blutrünstig‘…

„Konnten sie mir bitte sagen, dass ich nur geträumt habe, mit einem Frauenmörder unterwegs zu sein? Danke.“
„Der Teil ist wahr…“
„Oh… Na dann…ist ja alles gut. Ich liege dann also nackt neben einem Frauenmörder, der seine Opfer gerne aufschlitzt und den ich zu küssen versucht habe, nachdem ich ihm eine komplette Peepshow geboten habe. Wenn sie es dann vielleicht bitte einfach tun könnten, damit ich aufhören kann, mich zu schämen.“
Ganz tief in ihrem Inneren war sich Sherry bewusst, dass sie noch immer nicht ganz klar bei Verstand war. Und ein leises, geistiges Klatschen vermittelte ihr ein Bild von einer personifizierten Vernunft in ihrem Schädel, die sich mit der Hand vor die Stirn schlug. Aber auf der anderen Seite war genug auch einfach genug. Sie konnte nicht mehr. Es reichte.

„Ich denke nicht“, lautete die indifferente Antwort.
„Oh und warum nicht? Bin ich nicht hübsch genug für die Ansprüche des Herrn Mörders?“
Sich auf die Zunge zu beißen kam als Idee eine Nuance zu spät und woher das jetzt gerade gekommen war und warum es bitter und eingeschnappt geklungen hatte, blieb als Frage in ihrem eigenen Kopf ein unbeantwortetes Echo.
„Wenn du mir dein Ehrenwort gibst, dass du mich mit dieser Sache ab jetzt in Ruhe lässt, dann verrate ich dir, dass ich dich in Wahrheit wirklich bildhübsch und auch nicht mickrig finde. Sogar deine kleinen Titten sind genau richtig so, wie sie sind. Okay?“
Es klang resigniert. Aber nicht unehrlich. Und Sherry schaffte es wieder nicht sich schnell genug zu beherrschen, bevor sie ein wenig zufrieden mit dem Oberkörper gewackelt hatte und ihr ein „Mmh… Ja. Okay…“ entschlüpft war.
„Du bist wirklich…“
„Ein wenig neben der Spur?“, schlug sie vor.
„‘Völlig irre‘ triffts eher.“

Die darauf folgende Stille dauerte nur einen Moment, bevor ihr Mund sich schon wieder schneller in Bewegung setzte, als sie ihn aufhalten konnte.
„Malloy?“
„Ja?“
„Wie heißt du richtig? Mit Vornamen meine ich.“
„Wieso? Passt Mad Dog nicht zu mir?“
„Doch. Schon… Äh… Ich meine… Es passt zu… Also…“ Hilflos kam sie ins stammeln und verhaspelte sich nur noch mehr.
„James“, unterbrach er dankenswerter Weise das kleine, kommunikative Desaster.
„Mmh… James Malloy. Das gefällt mir…“, schnurrte sie zufrieden und gab innerlich einfach auf zu versuchen, ihr eigenes Verhalten zu verstehen. Offenbar war sie in einer Art Fieberwahn gefangen.

„James?“
„Ja?“
„Ich heiße übrigens Sherry“, verkündete sie nach der nächsten, kleinen Gesprächspause. „Nicht Püppi, Mädchen oder Kleines. Aber wenn du willst, kannst du Kleines weiter benutzen. Und vielleicht auch manchmal Püppi. Wie du es sagst klingt es so… irgendwie so…“
„Abfällig?“
„Anzüglich!“
„Und das gefällt dir?“
„Nein…“, murmelte sie. „Doch… Ja. Irgendwie schon…“
„Du bist wirklich ganz schön bescheuert.“
„Mmh-hm“, stimmte sie zufrieden zu und fragte sich nicht einmal, wie dämlich das jetzt eigentlich war.

„James?“, durchbrach sie kurz darauf wieder die Stille.
„Satan gib mir Kraft“, grunzte er und fügte dann ein ganz klein wenig netter hinzu: „Ja?“
„Satan? Uhh… Wie böse“, kicherte sie nur etwas albern.
„Der Andere redet nicht mit mir.“
„Mit mir auch nicht.“ Beruhigend tätschelte sie seine Hand. „Und ich habe niemanden umgebracht.“
„Hoffentlich geht das wieder vorbei“, murmelte er mehr zu sich selbst. „Sonst musst du in ein Krankenhaus. Oder eine Anstalt.“
„Mmh… Was ich eigentlich fragen wollte…“ Seinen Kommentar ignorierte sie gepflegt. „Warum liegt deine Hand immer noch auf meiner…?“ Sie zögerte und musste dann wieder kurz kichern. „Meiner… Titte?“

„Shit!“, fluchte er und wollte die Hand wegziehen, wie von einer heißen Herdplatte. Aber Sherry hielt sie mit all dem bisschen Kraft fest, dass sie aufbringen konnte.
„Nicht! Bitte! Es ist… schön… So warm und… schön.“
„Du bist im Delirium, Mäd…“
„Ah-ah!“
„Püppi!“ Er spuckte das Wort beinahe aus und sie erschauerte.
„Das ist so erniedrigend, wie du das sagst…“
„Und deswegen solltest du es eigentlich abstoßend finden und nicht anziehend. Du sendest damit eindeutig die falschen Signale, Kleines.“
„Das wiederum klingt sooooo… wunderbarhimmlischbeschützungsvoll.“
Sein Grunzen war mit beinahe absoluter Sicherheit ein unterdrücktes Lachen.

„Und es ist okay, dass es erniedrigend ist, James“, erklärte sie voller Ernst. „Meine Würde und mein Stolz sind irgendwann vor einiger Zeit zusammen mit der… Pisse von einem Arschloch in den Abfluss gespült worden. Und jetzt bin ich nur noch eine Hure…“
„Blödsinn!“, schnauzte er barsch.
„Doch. So nennt man Frauen, die ihren Körper für etwas verkaufen. Und ich verkaufe ihn für einen Weg hier raus.“
„Du …“, setzte er an, aber sie unterbrach ihn gleich wieder.
„Nein warte. Ich verschenke ihn lieber, weil du Huren ja nicht so gerne magst. Und vielleicht schenkst du mir dafür eine Mitfahrgelegenheit?“ Sie überlegte kurz. „Gilt das? Oder ist es trotzdem ein Geschäft, wenn man vorher abspricht, sich sowas gegenseitig zu schenken?
Ohh! Ich weiß! Ich schenke dir meinen Körper und verlange gar nichts dafür. Und wenn du mich nicht mitnimmst, ist mir das egal, weil… weil…“
Ohne das sie auch nur selbst bemerkt hätte, wieso oder wann, spürte Sherry Tränen über ihre Wangen laufen.
„Lass mich bitte nicht als Jungfrau sterben, James“, wimmerte sie dann. „Bitte nicht!“

Nur eine einzige Sache nahm sie noch bewusst wahr, bevor sie ohne Vorwarnung wieder in eine Mischung aus Ohnmacht und Schlaf glitt. Und diese eine Sache war der warme, große, starke Körper, der sich neben sie legte und sie in die Arme schloss.
Und wie gut sich das anfühlte. Viel besser als bei James…

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Ungefähr zur gleichen Zeit versuchte Jesse Taylor noch immer, seinen gekränkten Stolz mit möglichst viel Bier zu verarzten. Seinen Bruder hatte er zusammen mit Cousin Ted zum Arzt gebracht und danach war er zum Truckstop zurückgekehrt, denn es war der einzige Ort, an dem es auch so spät noch Bier gab.
Missmutig dachte er über all die Dinge nach, die er dem Flachwichser von Malloy antun würde, wenn der ihm in die Finger fiele. Vorzugsweise unbewaffnet und gerne auch schon gefesselt oder wenigstens schwer verletzt.

Als sein Blick auf den leise im Hintergrund vor sich hin flimmernden Fernseher fiel, spuckte er in hohem Bogen den Schluck Bier aus, den er gerade aus der Flasche genommen hatte.
Auf der Mattscheibe zeigten die verfickten Nachrichten gerade ein verficktes Bild von der verfickten Schnalle, die noch vor wenigen Stunden hilflos im Lokal herum geeiert war. Und man musste verfickt noch mal nicht lesen können, um die fünf mit den vier Nullen und dem Dollarzeichen dahinter zu erkennen.
„Ed!“, schnauzte er den Barkeeper an, „Dreh d‘ Kist‘ m‘l laudr!“

„…von Unbekannten entführt, die der Aussage des einzigen Zeugen nach als Motorradgang betrachtet werden müssen“, ertönte es kurz darauf aus dem altersschwachen Gerät. „Die Familie des Opfers war bis zur Stunde noch zu keiner öffentlichen Stellungnahme bereit, ließ jedoch über einen Mittelsmann bekannt machen, dass eine Belohnung von zehntausend Dollar für sachdienliche Hinweise gezahlt werden würde, die zur Rettung der jungen Frau führen würden. Und sollte jemand - ganz gleich ob nun ein Biker oder ein aufrechter Bürger, der ‚seiner treuen Bürgerpflicht nachkommen wolle‘ - die Vermisste lebendig den Behörden übergeben oder sich bei einem der Radiosender in Arizona mit ihr einfinden, dann würde die Belohnung sogar verfünffacht.

Ein Polizeisprecher stellte die Herangehensweise der Familie …“

Die Stimme des Nachrichtensprechers verhallte, als Jesse selbst den Ton wieder leiser drehte.



„Da brat mir einer nen Storch“, grunzte der Barmann ungläubig. „Die Kleine war fünfzig Riesen wert und wir ha’m se‘ einfach abhauen lassen.“
Jesse nickte abwesend. Er war mit den Gedanken bereits einen Schritt weiter und formte einen verwegenen Plan.
Natürlich wäre es niemals in Frage gekommen, den Bullen zu stecken, wo sie Malloy finden konnten. Schließlich wollte niemand die Aufmerksamkeit der Behörden auf die eigenen Leichen im Keller richten. Aber ein Kopfgeld für eine Außenseiterin? Nein. Einen Finderlohn!
Schnell zählte er mit Hilfe seiner Finger durch, welche seiner näheren Verwandten für ein paar Riesen dabei helfen würden, sich das Mädchen zu schnappen. Es waren genug, um mit Malloy fertig zu werden. Mit etwas Glück schlug er so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Kaum eine Minute später war Jesse Taylor auch schon auf dem Weg zu seinem Pickup.

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Für die große Diamant-Klapperschlange war es ein höchst beschissener Tag gewesen.
Erst hatte ein dämlicher Adler sie mit einer leichten Beute verwechselt und dann hatte das Mistvieh die Dreistigkeit, sich erst beißen zu lassen, als es sie bereits hoch in die Luft getragen hatte. Der anschließende Absturz hatte das robuste Reptil ziemlich mitgenommen.
Gelandet war sie zwar weiterhin in der Wüste, aber auf einer irritierend harten und festen Oberfläche. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich wieder von ihrer Benommenheit erholt hatte.

Das seltsame, laute und große Tier mit den schwarzen Füßen hatte sie erst bemerkt, als es schon fast über ihr war. Und es hatte sich nicht nur überhaupt nicht um ihr drohendes Rasseln geschert, sondern war auch noch direkt über ihr Schwanzende getrampelt, bevor es viel zu schnell für einen Angriff wieder verschwand.
Angeschlagen und ihrer prächtigen Rassel beraubt, hatte die Schlange sich daraufhin von dem schmalen, gefährlichen Band seltsamer Beschaffenheit aus wieder in die Wüste geschleppt und war natürlich vom Einbruch der Nacht und der damit einhergehenden Kälte überrascht worden, bevor sie einen Unterschlupf gefunden hatte.
Müde, gereizt und schwer verletzt hatte sie erst nach Stunden endlich einen flachen, weichen Felsen gefunden, der Wärme ausstrahlte und sich als Ruheplatz anbot.

Aber selbstverständlich hatte an einem Tag wie diesem auch dann noch alles schiefgehen müssen.
Kaum war sie nämlich zur Ruhe gekommen, ertönten plötzlich krächzende Laute von irgendwoher und der Felsen erwies sich als ruhendes, seltsames Tier und geriet in Bewegung.
Wie selbstverständlich wollte die Schlange mit ihren Hornschuppen warnen. Aber sie erzielte keine Reaktion und die Bewegungen irritierten sie zunehmend. Das ihre Rassel gar nicht mehr existierte, kam ihr überhaupt nicht in den Sinn.

Sie wählte den einzigen Ausweg, den die Natur ihrem kleinen Reptilienhirn für eine Situation wie diese einprogrammiert hatte und biss zu. Das ihr Kopf wenige Sekunden später dank einer stählernen Klinge seinen Halt zu ihrem Körper verlor, bereitete ihr nicht mehr sehr lange Kopfzerbrechen.
Wenigstens schmerzte ihr hinteres Ende nun nicht mehr.

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Sherrys Gemütszustand ließ sich mit ‚aufgelöst panisch‘ nur unzureichend beschreiben. Es war eher eine Art hysterischer Hilflosigkeit, gepaart mit völliger Verzweiflung.
Unfähig still zu sitzen tigerte sie immer wieder neben dem liegenden Mann auf und ab, der Teil ihrer misslichen Lage war. Nur Schuld daran war er eigentlich nicht. Und trotzdem lag er nun ihretwegen im Sterben.

Eine Reihe von Schocks hatte ihren Kreislauf in der letzten Stunde in Gang gebracht und obwohl ihr Kopf hämmerte, als würden drei Jugendliche darin gleichzeitig ihre neuen Schlagzeuge ausprobieren, während im Hintergrund jemand Tuba spielte und eine Squaredance-Gruppe versuchte, mit dem Rhythmus Schritt zu halten, schien sie klarer denken zu können, als einige Stunden zuvor.
Und das war nur eines ihrer Probleme.

Ihr friedlicher, sorgenfreier Schlaf war von einer blechernen Stimme gestört worden, die vom Motorrad aus ertönte. Zusammen mit Malloy, in dessen Arm sie sich offenbar im Schlaf gekuschelt hatte, als sei es das Natürlichste auf der Welt, sich an einen Frauenmörder zu klammern, war sie hochgeschreckt.
Bevor ihr verwirrter Geist allerdings hatte anfangen können zu realisieren, was eigentlich los war, hatte der Biker sie grob zur Seite gestoßen, geflucht und ein langes, bösartiges Messer gezückt. Und dann hatte er… einer Schlange den Kopf abgeschlagen, die es sich an ihrer beider Beine gemütlich gemacht hatte. Einer Schlange, die offenbar drauf und dran gewesen war, die jungen Frau zu beißen.
Stattdessen hatte sie dann James erwischt, bevor er ihr den Garaus gemacht hatte.

Ohnehin schon zu Tode erschrocken hatte sie sich dann nur langsam von ihm beruhigen lassen. Und was der Fremde über das Funkgerät seinem ‚alten Freund‘ zu sagen hatte, war dabei keine Hilfe gewesen.
„Taylor tromm‘lt ‘n paar von seiner Brut z’samm’n um fuffzig Ries’n Kopfgeld für ne Kleine einz‘streich’n, die du bei dir hab’n sollst, Alt’r“, rasselte eine müde wirkende Männerstimme aus dem kleinen Apparat. „Zieh lieb’r d’n Kopf ein.“
Selbst mit einem Sonnenstich konnte Sherry daraus entnehmen, dass man nun nach ihr suchte. Und wenn es eine Belohnung gab, dann war nicht nur ihre Mutter in die Sache verwickelt, sondern auch ihr Rabenvater, der sich so eine Summe ohne Probleme leisten konnte.

Das wirklich schlimme an der Sache war, dass James ihr für den Namen Taylor ein Gesicht geben konnte. Und es war genau das Gesicht des Mannes, dem sie am allerwenigsten in die Hände fallen wollte. Nachdem sein Bruder sie angepinkelt und er sich von ihrem finsteren Begleiter beinahe eine Kugel eingefangen hatte, vertraute sie seiner Zurückhaltung ihr gegenüber kein Stück weit.
Und ihr einziger Schutz war von einer verfickten Klapperschlange gebissen worden. Warum musste an manchen Tagen einfach alles schiefgehen?

Es half nicht viel, dass James eher ruhig blieb und sich um den Mann namens Taylor wenig Sorgen zu machen schien. Und auch seine minutiösen Anweisungen, wie sie das Funkgerät einstellen und einen Unbekannten bitten sollte, zu ihnen beiden zu kommen, beruhigten sie nicht sehr.
Stattdessen malte sie sich aus, was passieren würde, wenn sie von Taylor und seinen Kumpanen gefunden wurde. Was er ihr antun mochte, bevor er sie der Polizei übergab. Und… was mit James geschehen würde.
Der Kloß in ihrer Kehle und die Schmerzen in ihrem Magen rivalisierten gehörig mit ihren Kopfschmerzen, als sie sich bewusst machte, dass ihr seltsamer Retter mit ziemlicher Sicherheit entweder an dem Schlangenbiss oder an der Aufmerksamkeit sterben würde, die durch sie auf ihn gelenkt wurde. Und überlebte er all das wider Erwarten, wanderte er ins Gefängnis.
Es half rein gar nichts, dass die resignierte Stimme in ihrem Hinterkopf darauf hinzuweisen versuchte, wie eindeutig ein geständiger Frauenmörder dorthin gehörte. Der Gedanke war für Sherry einfach unerträglich.

James war irgendwann bewusstlos geworden, nachdem sie sein bein nach seinen Anweisungen ruhig gestellt hatte. Noch immer war sie sich nicht sicher, weswegen er sie die Wunde weder hatte aussaugen noch aufscheiden lassen. In Filmen wurde das immer getan.
Sie hätte ihn gern gefragt. Oder einfach nur seine beruhigende Stimme gehört, wie sie halb verächtlich, halb verwundert ‚Püppi‘ zu ihr sagte. Irgendetwas…
Stattdessen hörte sie plötzlich etwas anderes.

„Ich bin wirklich gespannt auf die Geschichte“, erklärte eine ruhige Stimme in ihrem Rücken aus heiterem Himmel.
Sherry fuhr herum und erblickte im Zwielicht eine Gestalt. Ohne auch nur nachzudenken, sprang sie zu der schlafenden Gestalt von James, tastete nach seiner Pistole und richtete das überraschend schwere Stück Metall dann mit zitternden Händen auf den Fremden. Und der ließ ihr alle Zeit der Welt, diese komplexe Aufgabe zu bewältigen und rührte sich nicht.
„Kommen sie nicht näher!“, drohte Sherry und versuchte die Waffe ruhig zu halten.
Es gelang ihr jedoch ebenso wenig, wie ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen, die erschreckend schrill klang.

„Das könnte sich als fatal für unseren Freund erweisen“, lautete die Antwort. „Er ist zwar zäh wie Leder, aber die Schlange sieht ziemlich groß aus und hatte sicherlich einiges an Gift für ihn.“
„Woher…?“
„Aus deinem Funkspruch. Und weil sie dort liegt.“
„Bist du der Freund?“, fragte sie daraufhin überflüssigerweise und ließ zu, dass die Pistole dem immer stärker werdenden Zug der Schwerkraft nachgab.
„Man nennt mich Gebrochene Feder“, gab der Fremde zurück und trat langsam näher.

Wenn es so etwas wie waschechte Indianer überhaupt gab, dann hatte Sherry hier einen vor sich. Er hätte beinahe in einem Western mitspielen können, wenn man Jeans und Hemd gegen etwas passendere Kleidung austauschte.
Mit offenem Mund starrte sie den Mann an, der von Anfang dreißig bis Ende fünfzig so ziemlich alles sein konnte. Dann gaben auch ihre Beine der Schwerkraft nach und sie setzte sich auf den Boden.

„Du siehst aus, als hättest du zu viel Sonne abbekommen“, vermutete der Mann noch während er sich über James Bein beugte und die Bissstelle in Augenschein nahm.
„Das ist nicht so wild“, wiegelte sie ab. „Wie geht es ihm?“
„Es ist eine Weile her, seit das jemand wissen wollte“, murmelte der Indianer und sah sie kurz durchdringend an. Etwas lauter fügte er hinzu: „Er wird leben. Aber er wird auch leiden. Er wird Hilfe brauchen…“
„Was kann ich tun?“, fragte sie sofort, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.
„Für den Anfang kannst du mir helfen, ihn so vorsichtig wie möglich auf die Trage zu legen, die mein Pferd zieht. Und dann wirst du es führen, während ich sein Motorrad schiebe, denke ich.“

Eine Viertelstunde später waren sie unterwegs und erst da wurde Sherry bewusst, dass sie völlig unbekleidet war. In ihrer Aufregung und bei all den Schmerzen in ihrem Kopf war es ihr erst aufgefallen, als sie feststellte, dass sie keine Schuhe anhatte.
Für einen langen Moment waren ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf geschossen, ohne das sie einen davon hätte greifen können. Es war nicht richtig, aber es störte sie im Moment auch irgendwie kaum. Und so langsam, wie sie sich bewegten, machte es ihren Füßen ohnehin nichts aus. Und da der Indianer so wirkt, als würde er es noch nicht einmal bemerken…
Sie zuckte mit den Schultern und beschloss, dass James Leben wichtiger war als eine Pause.


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[...]

11 Kommentare:

  1. mmh die geschichte hört sich sehr viel versprechend an.
    und ich muss gestehen ich mag den humor sehr den du in deine geschichten einfliessen läst ;)
    bin gespannt wie immer wie es weiter gehen wird
    *rückt die schutzbrille wieder zurecht und verfällt wieder in die rehäuglein starre*

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  2. Hi Levi
    Freut mich, das der Anfang gefällt. Und das mit dem Humor gefällt mir natürlich besonders... ;-D
    Wie es weitergehen wird...?
    Das ist tatsächlich die Frage, weil ich momentan nocht keine Ahnung habe... ;-)

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  3. Hallo Mike
    Da ich keine Ahnung habe was ein Hostname ist und wo ich ihn herbekomme schreibe ich anonym
    super Story halt ein echter Coyote
    Ich hoffe auf eine Fortsetzung!
    Gruss Helmut euroairliner@web,de

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    1. Hi Helmut

      Du müsstest einfach als Name/URL kommentieren können. Dann gibst du Helmut als Namen und deine Mailadresse als URL an und es sollte ohne Probleme funktionieren.

      Was die Story angeht: Ich suche noch nach dem Zugang dazu, wie ich es mir vorstelle. Ich weiß nicht, ob ich hier nicht in eine Richtung gegangen bin, die ich eigentlich blöd finde. Ich weiß manchmal hinterher einfach nicht, was ich eigentlich davon halte...
      Mal schauen...

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  4. Hey, obwohl ich eigentlich für heute nichts mehr von dir lesen wollte, bin schon längst völlig überflutet davon, lächel, hat mich diese Geschichte gepackt sozusagen. Schwierig finde ich, dass James fünf Frauen ermordet hat - ist mir irgendwie zuuu krass, passt nicht zu ihm, bzw. zu dem, wie du ihn beschrieben hast - dafür müsste es eine sinnvolle Auflösung geben, die diese Tat in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt, z. B. dass diese fünf Prostituierten eines seiner Kinder getötet haben, eine 15 jährige Tochter hat er ja wohl noch, aber es könnte eine Schwester oder ein Bruder das Opfer gewesen sein - fällt mir spontan so ein.... Dann muss es einfach eine perfekte Rache für den geben, der Sherry dort in der Wüste hat sitzen lassen, oh ja!!! Sie ist erwachsen, warum sollten die beiden nicht auf mehr oder weniger vielen Umwegen einen Weg zueinander finden können...träum...??? Tja und ein Happy End möchte ich auch irgendwann, lächel, das wäre perfekt, denn ich finde seine Figur sowas von genial!...Keine Ahnung, ob du damit etwas anfangen kannst, mich würde es natürlich sehr freuen! Gruß Nachtwind

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    1. Ein Schelm, wer Überflutungen metaphorisch betrachtet. Naja... pff... bin ich halt eine Schelm. ;-D
      Offen gesagt freue ich mich besonders über dieses Feedback, weil es mir offensichtlich erscheint, dass die Geschichte bei dir genau die Saite angeschlagen hat, die ich im Sinn hatte.
      Vereinfacht gesagt ist deine Zwickmühle quasi genau die, in der sich die Protagonistin auch befindet, wenn sie erst einmal soweit darüber nachgedacht hat. Die Sache mit den Prostituierten ist sicherlich ein Angelpunkt. Und eine allzu moralisch richtige Auflösung (wie du sie angedeutet hast) ist zu einfach.
      Malloy IST gefährlich und ich denke, wäre er das nicht, wäre der Reiz geringer, oder? ;-)

      Jedenfalls gehen unsere Gedanken in ähnliche Richtungen und ich mag genug Abstand haben, um mir die Geschichte mal wieder vorzunehmen.
      No promises, though... ;-)

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  5. grins, aha, als Schelm siehst du dich also auch, finde ich richtig nett! Stimmt, das Wort "Überflutet" ist auch soetwas, was man "Teekesselchen" nennen könnte, was ich früher gerne gespielt habe.
    Klar ist Malloy gefährlich, aber für mich nur dann, wenn es schwerwiegende Gründe für ihn gibt und da er die bestehenden Gesetze schon einmal übertreten und gemordet hat, ist die Schwelle nun wohl geringer - er hat weniger zu verlieren, denke ich...
    Da er sich aber auch anders verhalten kann, ich mag ihn, auch seinen Humor, sehr anders sogar, habe ich automatisch über einen Grund nachgedacht
    Es könnte sich später auch heraus stellen, dass er z. B. eine Krankheit hat, die der Auslöser dafür war/ist, wie ein Hirntumor, ein Hirngerinsel usw...
    Der Indianer hat gesagt, dass es lange her ist, seit jemand sich Sorgen um ihn gemacht hat... Es könnte die Mutter seiner Tochter gewesen sein - wer weiß, was mit ihr passiert ist... In meiner Fantasie gab es schon mehrere Möglichkeiten für ein Happy End, lach
    Ich brauche das, grade bei dieser Geschichte! Was davor noch so alles passieren könnte, dafür habe ich leider nicht die passenden Fantasien momentan, lächel
    Danke dir für deine Antwort und wünsche dir noch Unmengen von Ideen und Fantasien!

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    1. Ist aber ein schmutziger Teekessel, von dem wir da reden. Streng metaphorisch natürlich... ;-D
      Interessant, dass du für Malloy eine Krankheit aufbringst. Daran hatte ich noch nicht gedacht, aber ich speichere das mal für irgendwann ab. Mal sehen.
      Möglichkeiten hats in dieser Geschichte viele und ich werde mich auf jeden Fall mal wieder dran setzen. Du hast mich deutlich zum wieder drüber nachdenken gebracht, was automatisch die Chancen erhöht, dass ich mich dem erfolgreich widme. Gut gemacht. ;-D

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  6. Schmutzig- findest du?
    Oh prima, freut mich wirklich sehr, wenn ich einen kleinen Denk- oder Richtungsanstoß geben konnte! Müsstest mein Strahlen jetzt mal sehen, lach
    Wunderbar, vielen Dank! Gruß Nachtwind

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  7. Bisher gefällt mir die Story sehr gut. Auch oder gerade die angedeutete Zerissenheit des männlichen Chars, auf der einen Seite symphatisch und auf der anderen ein Mörder... da kann man (du! :) ) was draus machen.

    Freu mich schon sehr auf eine Fortsetzung.
    NB: endlich mal keine Monstertitten

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    1. Ja, ich wälze das nebenbei immer wieder im Kopf herum, weil ich neben den bereits angedeuteten Aspekten hiervon auch wirklich Lust auf ein gewisses... 'Easy Rider' Feeling habe. Muss am hereinbrechenden Sommer liegen... :-D

      Was die Oberweite angeht: Irgendwie habe ich die ja selten besonders groß, auch wenn ich versuche, es variabel zu halten. ;-)

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