Heute im Netz gefunden, gelesen und… ratlos eine
Augenbraue hochgezogen.
Ich bin immer neugierig, wenn jemand ansetzt, irgendetwas
über die Benennungsmöglichkeiten von Penissen (Peni-i? Penen? ‚Wir-sagen-das-Wort-mit-Pe-nie‘?
whatever?) und Vaginas zu sagen.
Nicht, weil ich dümmlich lachen und das Wort wiederholen
muss, wenn jemand Muschi sagt (Höhö… Muschi…), sondern weil ich immer Synonyme
gebrauchen kann. Fürs Schreiben. Und fürs Denken.
Ich selbst habe so meine liebe Mühe mit gewissen
Begriffen. Sie erscheinen mir abwertend und herabsetzend und ich mag sie nicht.
‚Fotze‘ im allgemeinen Sprachgebrauch erntet ziemlich sicher eine krausgezogene
Stirn von mir. Bei Dirty-Talk ist das natürlich etwas anderes, aber man
versteht sicherlich, was ich meine.
Aber Vagina… klingt auch nicht besser.
Also.. Es klingt besser, weil es nicht abwertend wirkt.
Aber es hört sich irgendwie an, als würde ein Gynäkologe beim Golf über seine
Patientinnen sprechen. Es wirkt klinisch, steril und wissenschaftlich. Kalt.
Für mich hat sich Muschi durchgesetzt. Das kennt jeder
und es liegt irgendwo im Mittelfeld. Ich kriege weder eine Gänsehaut davon,
noch Würgreiz. Und auch wenn ich jeden anderen Begriff dem Tenor der Diskussion
gemäß anwenden kann, ohne rot zu werden, bevorzuge ich den.
Was macht das aus mir? Das leicht verschüchterte, aber
sexuell dank ihrer Brüder sehr erfahrene Landei?
Ich meine…
Wie dämlich ist es denn bitteschön, aus dem verwendeten
Begriff auf die Sexualität einer Person zu schließen? Und darüber hinaus auch
noch Spekulationen über Intelligenz und Bildung anzustellen?
Das klingt mir do sehr nach kalifornischen Universitäten,
die errechnet haben, dass zehn von zehn Frauen noch nie einen mamalen (mamonalen?
brustigen, halt) Orgasmus hatten.
Die gleiche Erkenntnis hätten sie gewinnen können, wenn
sie hundert rauen gefragt hätten. Und dabei wären sie genauso an der
Dunkelziffer von Frauen vorbeigerannt, die sehr wohl sowas erleben, wie alle
anderen. Nur dass sie sich bei der Berechnung dann auch noch auf die
Unwiderlegbarkeit ihrer Zahlen stützen können.
Bah…
Vielleicht bin ich komisch, aber wenn ich mit Menschen
über Geschlechtsteile rede, dann unterhalte ich mich mit ihnen am liebsten auf
eine Weise, die innerhalb ihrer Komfortzone liegt. Nachdem ich die ein wenig
aufgelockert habe, damit das Gespräch überhaupt stattfinden kann.
Ich urteile für mich selbst schon über Intelligenz oder
Bildung meiner Gesprächspartner. Und auch über deren Grad an sexueller Offenheit.
Aber doch bitteschön nicht anhand der Begriffe, die sie verwenden.
Das wäre so, als würde man ernsthaft Menschen nach der
Automarke einschätzen, die sie gerade benutzen. Und zwar unabhängig von solchen
Faktoren wie Leihwagen, finanzielle Situation und schlichte Gelegenheit.
Wenn eine Frau ihre Muschi Bärchen nennt, dann hat sie
das vielleicht von ihrer Mutter übernommen. Oder von ihrer Tante. Oder von
ihrem ersten Freund. Und sie hat es nie wieder infrage gestellt, weil alle es
nicht bemerkenswert fanden.
Und wenn eine Frau auf einer betonten Aussprache von
Fa-gi-na besteht, dann mag sie tausend Gründe dafür haben, von denen nur ein
paar was mit Feminismus zu tun haben.
Wenn ich in meinen Geschichten unterschiedliche Begriffe
benutze, dann denke ich mir meistens etwas dabei. Aber mit Bildungsstand und
sexueller Offenheit meiner Protas hat das wenig zu tun.
Sicherlich ziele ich auf einen Effekt ab, wenn ich einen
Charakter ‚Fotze‘ sagen lasse. Für mich und viele andere Menschen, die ich
beobachtet habe, ist das ein Wort, dass Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein
hartes und ungewohntes Wort. Und es hat einen sehr deutlichen Unterton.
Natürlich arbeite ich mit dieser Wirkung, wie ich sie
wahrnehme.
Aber davon ab versuche ich einfach, mich nicht dauernd zu
wiederholen. Und deswegen benutze ich Muschi, Pussy, Schlitz, Schatzkästchen,
Weiblichkeit, Scham, Spalte, Pforte und sogar Liebesmund oder auch ganz banal
Eingang.
Meistens lege ich mich darauf fest, was meine Protas sagen.
Weil ich finde, dass sich die meisten Menschen irgendwie dahingehend festlegen.
Ich finde das realistisch. Aber außerhalb der wörtlichen Rede schreibe ich
entsprechend meines Stils. Und der vermeidet solche Begriffe wie Loch oder
Fickspalte, weil ich die widerlich finde. Aber sonst ist er wenig eingeschränkt
mit einer Tendenz zu grafischen Begriffen.
Und Aussagen über die Einstellung zur Sexualität meiner
Charaktere mache ich in ganzen oder wenigstens halben Sätzen. Ich verstecke sie
nicht in Begriffen, die so extrem der Interpretation unterliegen. Und dem Ausdrucksrahmen
der Familie, aus der man kommt. Und dem der Freunde und Bekannten. Und so
weiter und so fort…
Was ich mit alldem eigentlich sagen will, ist:
Fuck the word. Context is king.
Ich finde, man sollte Menschen nicht aufgrund ihrer Auswahl
bestimmter Worte klassifizieren wollen. Man sollte ihnen zuhören und sie als Gesamtbild
für sich einsortieren. Die Sprache ist eine Sache, die ständig dem Wandel
unterliegt. Aus ihr auf Charaktereigenschaften zu schließen, ist in meinen Augen
saudämlich.
Redet, wie euch der Schnabel gewachsen ist. Und lasst
euch nicht beirren, weil jemand ein Wort zum Unwort erklärt oder behauptet, es
würde nahelegen, ihr wärt frigide.
Und ganz nebenbei: Wenn ihr eure eigenen, klangvollen
Synonyme für Schwänze oder Muschis habt, dann lasst sie mich gerne wissen. Ich
freue mich immer über Input! ;-D
In diesem Sinne…
Ein nicht unwichtiges Thema ist das, finde ich und wie inzwischen echt schon oft, sehe und empfinde ich es so wie du, lächel... Habe mal vor Jahren ein erotisches Buch gelesen, in dem sich die Autorin im Vorwort auch damit beschäftigt hat und sie war frustriert, dass es so wenig schöne Ausdrücke für unsere Geschlechtsteile gibt...
AntwortenLöschenMir ging es ne Weile auch so. Irgendwann haben sich dann einige einfach durchgesetzt, sie waren die kleinsten Übel, grins. Je nach Stimmung, oder was grade angesagt ist, sind es auch einige deiner Ausdrücke. Neu sind: Lustgrotte, Energiedreieck und Zauberstab
Keine Ahnung, ob du was damit anfangen kannst.
Gruß Nachtwind
Ja, es ist irgendwie auffällig, wie wenig Begriffe unsere sonst so detailreiche Sprache anbietet. Lustgrotte habe ich schon verwendet. Die anderen beiden müsste ich in einem entsprechenden Kontext benutzen.
LöschenWas mich wirklich nervt ist auch einfach der Mangel an nicht übermäßig fantasiereichen, neutralen Begriffen dafür. Zwei Dutzend Worte für Tische, aber nur zwei für den Penis, die nicht mindestens einen schlechten Ruf haben... Blöd. ;-)
Stimmt, neutrale Begriffe gibt es extrem wenige leider.
AntwortenLöschenDa ich sowohl mit den weiblichen, als auch den männlichen Geschlechtsorganen öfter auch mal rede wie mit einer Person - sie antworten auch und reagieren immer, lächel, benutze ich so gut wie keine neutralen Begriffe, von daher stört mich das eher weniger. Es ist sein "kleiner Schatz", denn der Mann ist natürlich der große Schatz und er will ihn ja immer unter Kontrolle haben, was bei so einigen Männern zu Dauerkonflikten führen kann, grins. Die Ansprache kann sogar das Unterbewusstsein umprogrammieren, habe ich, natürlich auf Wunsch, schon einmal geschafft. SIE ist meine Süße - natürlich immer je nach Stimmung und Spielart, ich kreiere sowas einfach spontan aus der Situation heraus, mag allerdings selbst keine krassen Verniedlichungen, aber das ist natürlich Geschmacksache.
Stimmt, später habe ich den Begriff "Lustgrotte" in einer deiner Geschichten entdeckt.