Kojotenhöhle

Was dich hier erwartet, ist nicht der Versuch, irgendetwas zu umschreiben. Ich nenne die Dinge durchaus beim Namen, auch wenn ich versuche, das niveauvoll zu tun. Und ich versuche außerdem, Geschichten zu erzählen, in denen der Sex ein Teil des Ganzen ist und nicht der einzige Teil. Man findet hier wohl auch Grenzwertiges für manche Geschmäcker. Ob man es als BDSM-artig oder als abartig empfindet, liegt dabei ganz im Auge des Betrachters.

Wenn es dir gefällt, lass es mich wissen. Wenn es dir nicht gefällt, gerne auch. Hinterlass mir einen Kommentar oder schreib es mir per Mail an Mike.Stone bei gmx.net .

Montag, 6. August 2012

Von den Namen der Genitalien


Heute im Netz gefunden, gelesen und… ratlos eine Augenbraue hochgezogen.

Was die Benennung der Genitalien über den Menschen aussagen kann



Ich bin immer neugierig, wenn jemand ansetzt, irgendetwas über die Benennungsmöglichkeiten von Penissen (Peni-i? Penen? ‚Wir-sagen-das-Wort-mit-Pe-nie‘? whatever?) und Vaginas zu sagen.
Nicht, weil ich dümmlich lachen und das Wort wiederholen muss, wenn jemand Muschi sagt (Höhö… Muschi…), sondern weil ich immer Synonyme gebrauchen kann. Fürs Schreiben. Und fürs Denken.

Ich selbst habe so meine liebe Mühe mit gewissen Begriffen. Sie erscheinen mir abwertend und herabsetzend und ich mag sie nicht. ‚Fotze‘ im allgemeinen Sprachgebrauch erntet ziemlich sicher eine krausgezogene Stirn von mir. Bei Dirty-Talk ist das natürlich etwas anderes, aber man versteht sicherlich, was ich meine.
Aber Vagina… klingt auch nicht besser.
Also.. Es klingt besser, weil es nicht abwertend wirkt. Aber es hört sich irgendwie an, als würde ein Gynäkologe beim Golf über seine Patientinnen sprechen. Es wirkt klinisch, steril und wissenschaftlich. Kalt.
Für mich hat sich Muschi durchgesetzt. Das kennt jeder und es liegt irgendwo im Mittelfeld. Ich kriege weder eine Gänsehaut davon, noch Würgreiz. Und auch wenn ich jeden anderen Begriff dem Tenor der Diskussion gemäß anwenden kann, ohne rot zu werden, bevorzuge ich den.

Was macht das aus mir? Das leicht verschüchterte, aber sexuell dank ihrer Brüder sehr erfahrene Landei?
Ich meine…
Wie dämlich ist es denn bitteschön, aus dem verwendeten Begriff auf die Sexualität einer Person zu schließen? Und darüber hinaus auch noch Spekulationen über Intelligenz und Bildung anzustellen?

Das klingt mir do sehr nach kalifornischen Universitäten, die errechnet haben, dass zehn von zehn Frauen noch nie einen mamalen (mamonalen? brustigen, halt) Orgasmus hatten.
Die gleiche Erkenntnis hätten sie gewinnen können, wenn sie hundert rauen gefragt hätten. Und dabei wären sie genauso an der Dunkelziffer von Frauen vorbeigerannt, die sehr wohl sowas erleben, wie alle anderen. Nur dass sie sich bei der Berechnung dann auch noch auf die Unwiderlegbarkeit ihrer Zahlen stützen können.
Bah…

Vielleicht bin ich komisch, aber wenn ich mit Menschen über Geschlechtsteile rede, dann unterhalte ich mich mit ihnen am liebsten auf eine Weise, die innerhalb ihrer Komfortzone liegt. Nachdem ich die ein wenig aufgelockert habe, damit das Gespräch überhaupt stattfinden kann.
Ich urteile für mich selbst schon über Intelligenz oder Bildung meiner Gesprächspartner. Und auch über deren Grad an sexueller Offenheit. Aber doch bitteschön nicht anhand der Begriffe, die sie verwenden.
Das wäre so, als würde man ernsthaft Menschen nach der Automarke einschätzen, die sie gerade benutzen. Und zwar unabhängig von solchen Faktoren wie Leihwagen, finanzielle Situation und schlichte Gelegenheit.

Wenn eine Frau ihre Muschi Bärchen nennt, dann hat sie das vielleicht von ihrer Mutter übernommen. Oder von ihrer Tante. Oder von ihrem ersten Freund. Und sie hat es nie wieder infrage gestellt, weil alle es nicht bemerkenswert fanden.
Und wenn eine Frau auf einer betonten Aussprache von Fa-gi-na besteht, dann mag sie tausend Gründe dafür haben, von denen nur ein paar was mit Feminismus zu tun haben.

Wenn ich in meinen Geschichten unterschiedliche Begriffe benutze, dann denke ich mir meistens etwas dabei. Aber mit Bildungsstand und sexueller Offenheit meiner Protas hat das wenig zu tun.
Sicherlich ziele ich auf einen Effekt ab, wenn ich einen Charakter ‚Fotze‘ sagen lasse. Für mich und viele andere Menschen, die ich beobachtet habe, ist das ein Wort, dass Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein hartes und ungewohntes Wort. Und es hat einen sehr deutlichen Unterton.
Natürlich arbeite ich mit dieser Wirkung, wie ich sie wahrnehme.

Aber davon ab versuche ich einfach, mich nicht dauernd zu wiederholen. Und deswegen benutze ich Muschi, Pussy, Schlitz, Schatzkästchen, Weiblichkeit, Scham, Spalte, Pforte und sogar Liebesmund oder auch ganz banal Eingang.
Meistens lege ich mich darauf fest, was meine Protas sagen. Weil ich finde, dass sich die meisten Menschen irgendwie dahingehend festlegen. Ich finde das realistisch. Aber außerhalb der wörtlichen Rede schreibe ich entsprechend meines Stils. Und der vermeidet solche Begriffe wie Loch oder Fickspalte, weil ich die widerlich finde. Aber sonst ist er wenig eingeschränkt mit einer Tendenz zu grafischen Begriffen.

Und Aussagen über die Einstellung zur Sexualität meiner Charaktere mache ich in ganzen oder wenigstens halben Sätzen. Ich verstecke sie nicht in Begriffen, die so extrem der Interpretation unterliegen. Und dem Ausdrucksrahmen der Familie, aus der man kommt. Und dem der Freunde und Bekannten. Und so weiter und so fort…

Was ich mit alldem eigentlich sagen will, ist:
Fuck the word. Context is king.

Ich finde, man sollte Menschen nicht aufgrund ihrer Auswahl bestimmter Worte klassifizieren wollen. Man sollte ihnen zuhören und sie als Gesamtbild für sich einsortieren. Die Sprache ist eine Sache, die ständig dem Wandel unterliegt. Aus ihr auf Charaktereigenschaften zu schließen, ist in meinen Augen saudämlich.

Redet, wie euch der Schnabel gewachsen ist. Und lasst euch nicht beirren, weil jemand ein Wort zum Unwort erklärt oder behauptet, es würde nahelegen, ihr wärt frigide.

Und ganz nebenbei: Wenn ihr eure eigenen, klangvollen Synonyme für Schwänze oder Muschis habt, dann lasst sie mich gerne wissen. Ich freue mich immer über Input! ;-D

In diesem Sinne…

3 Kommentare:

  1. Ein nicht unwichtiges Thema ist das, finde ich und wie inzwischen echt schon oft, sehe und empfinde ich es so wie du, lächel... Habe mal vor Jahren ein erotisches Buch gelesen, in dem sich die Autorin im Vorwort auch damit beschäftigt hat und sie war frustriert, dass es so wenig schöne Ausdrücke für unsere Geschlechtsteile gibt...
    Mir ging es ne Weile auch so. Irgendwann haben sich dann einige einfach durchgesetzt, sie waren die kleinsten Übel, grins. Je nach Stimmung, oder was grade angesagt ist, sind es auch einige deiner Ausdrücke. Neu sind: Lustgrotte, Energiedreieck und Zauberstab
    Keine Ahnung, ob du was damit anfangen kannst.
    Gruß Nachtwind

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    1. Ja, es ist irgendwie auffällig, wie wenig Begriffe unsere sonst so detailreiche Sprache anbietet. Lustgrotte habe ich schon verwendet. Die anderen beiden müsste ich in einem entsprechenden Kontext benutzen.
      Was mich wirklich nervt ist auch einfach der Mangel an nicht übermäßig fantasiereichen, neutralen Begriffen dafür. Zwei Dutzend Worte für Tische, aber nur zwei für den Penis, die nicht mindestens einen schlechten Ruf haben... Blöd. ;-)

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  2. Stimmt, neutrale Begriffe gibt es extrem wenige leider.
    Da ich sowohl mit den weiblichen, als auch den männlichen Geschlechtsorganen öfter auch mal rede wie mit einer Person - sie antworten auch und reagieren immer, lächel, benutze ich so gut wie keine neutralen Begriffe, von daher stört mich das eher weniger. Es ist sein "kleiner Schatz", denn der Mann ist natürlich der große Schatz und er will ihn ja immer unter Kontrolle haben, was bei so einigen Männern zu Dauerkonflikten führen kann, grins. Die Ansprache kann sogar das Unterbewusstsein umprogrammieren, habe ich, natürlich auf Wunsch, schon einmal geschafft. SIE ist meine Süße - natürlich immer je nach Stimmung und Spielart, ich kreiere sowas einfach spontan aus der Situation heraus, mag allerdings selbst keine krassen Verniedlichungen, aber das ist natürlich Geschmacksache.

    Stimmt, später habe ich den Begriff "Lustgrotte" in einer deiner Geschichten entdeckt.

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