Soulmates
Eine Westside-Story - irgendwie...
© 2012-2015 Coyote/Kojote/Mike Stone
*****
Teil 01
Teil 02
Teil 03
Teil 04
Teil 05
Teil 06
Teil 07
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V. - One
in a million
You're one in a million.
You're once in a lifetime.
You made me discover one of the stars above us.
Bosson - One In A Million (2000)
Man konnte über Jo alles Mögliche sagen, aber eine Barbie
war sie nicht. Sie sah so aus und konnte sich wie eine verhalten, aber im
Vergleich zu ihr war eine Jocasta so vielschichtig, wie Klebefurnier aus dem
Bastelbedarf.
In den ersten drei Stunden, die ich allein mit ihr
verbrachte, lernte ich eine ganze Reihe ihrer Schichten kennen. Es war wie bei
einer Zwiebel. Unter jeder Ebene befand sich nur noch eine weitere und noch
längst nicht der Kern.
Und von der Schärfe her passte der Vergleich auch.
Da war die elegante, selbstbewusste Schickse, die ich mir
ohne große Schwierigkeiten neben einer Sulola Klum oder einer Shiloh Jolie-Pitt
auf dem roten Teppich vorstellen konnte. Und da war die intelligente,
treffsichere Diskussionsteilnehmerin, die es vielleicht sogar schaffte, mit
einem der Jungs aus dem Schachklub ein ernsthaftes Gespräch zu führen und mit
Hirn zu punkten - natürlich mit einem Bonus für Brüste.
Aber es gab auch die ‚Jo von nebenan‘, die man sich
hervorragend bei der Gartenarbeit in der Vorstadt vorstellen konnte. Oder eben
beim Saubermachen und Aufpolieren eines völlig heruntergekommenen Autos. Oder
die kumpelhafte Jo, die einem Fragen über die eigene Vergangenheit stellte, bis
man viel mehr erzählt hatte, als man eigentlich wollte.
In diesen drei Stunden mit ihr fand ich heraus, dass ich
Jo nicht nur geil fand, sondern sie auch einfach mochte. Und wenn ich ihr den
Rücken zudrehte, war es manchmal für einen Sekundenbruchteil möglich, sich
vorzustellen, dass wir einfach Kumpel sein mochten.
So von der Sorte, wie ich echt einen gebrauchen konnte…
Als wir den Wagen letztendlich soweit grundgereinigt
hatten, dass die nächste Stunde kommen konnte, sahen wir beide aus wie
Kanalarbeiter. Aber ich erkannte in ihren Augen auch den Stolz auf die
verrichtete Arbeit.
Sie leistete mir Gesellschaft, während ich die Halle
abschloss und wir schlenderten gemeinsam über den Schulhof, bis sich unsere
Wege eindeutig trennen mussten. Und dabei bemühte sich Mutter Natur darum, mit
einem wundervollen Farbenspiel zum Sonnenuntergang alle Klischees zu erfüllen,
die man sich in der Situation nur wünschen konnte.
Beinahe hätte ich ihre Hand ergriffen, als sie zufällig meine
berührte. Beinahe hätte ich mich darauf eingelassen, für ein paar Minuten
einfach das dumme Spiel von der magischen Hollywood-Romanze zu spielen. Und ich
glaube, für den Augenblick hätte sie es sogar mitgespielt.
Aber ich konnte mich zurückhalten und es kostete mich
auch nicht halb so viel Kraft, wie keine Dummheiten zu machen, als sie sich mir
zuwandte und sich von mir verabschiedete. Und dabei wirklich jedes beschissene
Register zog, dass jemals in einem Film aufgebracht wurde. Aber wahrscheinlich
sogar ohne sich dessen bewusst zu sein, wie ich zu ihrer Verteidigung
vorbringen will.
Dort, wo ich zu meiner Kellerbude unter dem Verwaltungsgebäude
abbiegen musste, blieben wir stehen und sie sah mir lange in die Augen. Sie
riss den Blick mehrmals los, um gleich darauf zurückzukehren und sie setzte
mehrmals dazu an, zu sprechen.
Und ich war ein Abbild an Coolness, weil ich überhaut
nicht in der Lage war, Sprachsignale von meinem Hirn bis zum Mund zu
transportieren.
„Ich… geh dann mal heim?“, meinte sie schließlich.
Und zwar ganz klar inklusive des überdeutlichen
Fragezeichens am Ende.
„Ja…“, schaffte ich eloquent zu kontern.
„Ist schon ziemlich spät…“, versuchte sie es nach einer
kleinen Pause noch einmal.
„Ja…“, wandelte ich meine Taktik geschickt um.
„Also dann…?“
Als ich nichts antwortete, drehte sie sich tatsächlich
halb um. Und natürlich wurde in dem Moment der Impuls übermächtig, doch was ich
eigentlich sagen wollte, war einfach unmöglich auszusprechen.
„Es…“, setzte ich an und sie hielt inne und blickte
erwartungsvoll zurück zu mir. „Es hat wahnsinnigen Spaß gemacht, mit dir zusammenzuarbeiten“,
war dann das, was dabei herauskam.
Durch ihre Augen zuckte Enttäuschung, bevor sie den Faden
aufgriff und ein leichtes Lächeln zur Antwort produzierte.
„Ja“, antworteten ihr Mund und ihre Augen dann
einstimmig. „Hat es wirklich.“
Sie ging dann und ich wusste genau, was ich hätte sagen
müssen, um sie nun in meinen Armen zu halten, anstatt ihrem süßen Po dabei
zuzusehen, wie er in die Abenddämmerung verschwand.
Und ich wusste auch, weswegen ich es nicht gesagt hatte.
Ich kannte meinen Platz.
Aber… Leck mich am Arsch…
Ich wünschte mir, ich hätte drauf geschissen!
Glücklicherweise schaffte mein Metabolismus es dann
irgendwann doch noch, mir die gehörige Portion Romanzen-Weichei wieder aus dem
System zu spülen. Ich konnte durchatmen, mit den Schultern zucken und
akzeptieren, dass ich ein Idiot war und trotzdem das Richtige getan hatte.
Ich konnte mich umdrehen und mich auf den Weg in mein
schickes Ein-Zimmer-Apartment mit Gefängniszellen-Charme machen. Und ich konnte
mir eine Zigarette anzünden. Zeugen für diese Verfehlung musste ich um die
Uhrzeit ja zum Glück nicht mehr befürchten.
Hätte ich es nicht getan, wäre vielleicht einiges anders
gelaufen. Was wieder einmal ein Beleg dafür war, dass Rauchen eindeutig die
Gesundheit gefährdet. Wenn auch nicht in dem Sinn, den dieser Spruch eigentlich
nahelegt.
Hätte ich nicht gerade langsam gehend mit der Hand die
Flamme meines Feuerzeugs abgeschirmt, als ich um die Ecke des Gebäudes bog,
dann hätte ich vielleicht etwas kommen sehen. Ich hätte vielleicht reagieren
können und alles wäre irgendwie anders gekommen.
Aber wer kann schon sagen, ob das nun besser oder
schlechter gewesen wäre…
So war ich jedenfalls abgelenkt und checkte ein paar
Augenblicke zu spät, was da auf mich zukam.
Der Knüppel von vorne knallte mir meine erhobene Hand
direkt ins Gesicht und bewahrte mich davor, mit einer gebrochenen Nase zu
enden. Was meiner Hand allerdings herzlich wenig brachte, denn die war nun schlimmstenfalls
verstaucht.
Das wurde allerdings zur Nebensächlichkeit, weil ein
anderer Knüppel vor meinem Bein mich zum Stolpern brachte und ich mich ganz auf
die Frage konzentrieren musste, ob ich mich mit der schon schmerzenden Hand
abfangen sollte, oder lieber nicht.
Der daraus entstehende Versuch, es so halb mit dem
Unterarm zu tun, kam dann auf die Liste von Ideen, die ich nicht wiederholen
musste. Er brachte einfach nur noch mehr Schmerzen an Stellen, die eigentlich
nicht hätten sein müssen.
Auf dem Boden mit dem Gesicht im Dreck konnte ich mich
dann endlich der Frage zuwenden, was zum Henker eigentlich los war. Die Antwort
bekam ich netterweise aus dem Dunkeln.
„Lass die Finger von unseren Mädchen, Müllmann“, zischte
eine männliche Stimme.
Nein Halt… Es war schon noch mehr eine Jungenstimme und
auch ohne die Wortwahl wäre ich ohne Probleme auf Bradley gekommen - neuerdings
Freund meiner herzallerliebsten Jocasta.
Um Zeit zu gewinnen und weil ich mit geöffnetem Mund doch
wohl eher vor Schmerz gestöhnt hätte, grunzte ich nur. Am Abspulen des ohne
jeden Zweifel stundenlang vor einem Spiegel einstudierten Textes der mindestens
zwei, eher aber drei bis vier Arschlöcher änderte das sowieso nichts.
„Wie es aussieht, hat er die Botschaft noch nicht richtig
verstanden“, knurrte Bradley.
„Wahrscheinlich müssen wir sie ihm deutlicher machen“,
freute sich ein anderer. Kevin wahrscheinlich. Denn wo Brads Arschloch war, da
war Kevin nicht weit, sondern meistens nur noch mit den Füßen zu sehen.
„Wir müssen sie ihm stenographieren“, schnauzte der
Dritte im Bunde.
Beinahe hätte ich gelacht. Der war nicht nur neu, sondern
auch so dämlich, dass ich nicht raten musste, wer da gesprochen hatte. Ohne
reiche Eltern wäre der gute Norman niemals noch auf dieser Schule gewesen. Und
selbst so lagen seine Noten nur einen Punkt über der Mindestmarke.
Die kurze Diskussion darüber, dass eigentlich ‚Tätowieren‘
gemeint gewesen war, gab mir Zeit zum Nachdenken. Einen Hinweis darauf, wie
bescheuert es war, sich nicht auf den Gegner zu konzentrieren, auch wenn der am
Boden lag, verkniff ich mir.
Die Jungs waren hier, um mir die längst überfällige
Abreibung zu erteilen. Und es konnte kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet
den Abend wählten, an dem ich mit Jo zusammen viel gelacht und Spaß gehabt
hatte.
Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass eine Frau wie
Jo sie nun endlich diese Grenze überschreiten ließ. Und eigentlich war es nicht
so fürchterlich gefährlich, selbst wenn ich meine schmerzende Hand mit
einkalkulierte.
Schlägereien in einer dunklen Ecke waren nicht gerade die
Spezialität der Deppen. Aber ich hatte ein paar Erfahrungen damit gesammelt.
Also würde ich die drei oder vier Idioten ziemlich schnell davon überzeugen
können, mich in Ruhe zu lassen.
Und dann würde Jocasta als ziemlich wahrscheinliche
Drahtzieherin oder zumindest Mitwisserin dieser kleinen Zusammenkunft keine
Sekunde zögern, mich beim Direktor anzuschwärzen, weil ich Mitschüler
angegriffen hätte. Und ich wäre raus aus der ganzen Nummer mit dem
Schulabschluss.
Ein einziger, blauer Fleck auf einem der zarten
Alabasterkörper um mich herum würde wahrscheinlich ausreichen, selbst wenn ich derweil
krankenhausreif geprügelt würde.
Dementsprechend tat ich… gar nichts.
Ich biss die Zähne zusammen und hoffte, dass keiner der
Spinner sich in einen Rausch prügeln würde. Und ich erklärte mir eindringlich,
dass ich in dem Fall wimmern würde, selbst wenn mein Stolz schon allein bei dem
Gedanken daran kotzen wollte.
Erfreulicherweise beschränkten sich die Arschlöcher
darauf, mich schön zusammenzutreten, anstatt ihre Knüppel einzusetzen. So
konnte ich mich zusammenkrümmen und meine wertvolleren Körperregionen schützen.
Um ehrlich zu sein: Ich hatte schon Schlimmeres erlebt.
Außerdem war es dann plötzlich schneller vorbei, als ich
erwartet hatte, denn mit einem Mal wurde Geschrei laut.
Da mir das Blut in den Ohren rauschte, musste ich erst
einmal den Kopf wieder klar bekommen, bevor ich erfassen konnte, was passierte.
Doch dann hörte ich Franks Bassstimme ziemlich aufgebracht hinter dem Geräusch
weglaufender Füße her brüllen, dass ‚dies ein Nachspiel haben würde‘.
Und ich hörte Engelsgesang von schräg oben…
„Alles okay, Matt?“
Es war natürlich nicht Frank der Hausmeister, der sich
über mich beugte, mir zärtlich die Hand auf die Schulter legte und mich besorgt
aus himmelblauen Augen ansah.
Es war Jo. Und beinahe hätte ich mich hochgestemmt, um
sie einfach zu küssen.
Ja… Adrenalin und so. Fast so schlimm wie zu viel Bier.
„Geht schon…“, grunzte ich und machte derweil eine
Bestandsaufnahme.
Gebrochen fühlte sich nichts an, aber ich hatte einen
Tritt in die Nieren und einen gegen den Kopf abbekommen, die mir noch ein paar
Tage Freude bereiten würden.
Abgesehen von ziemlichen Kopfschmerzen und einer
ziehenden Niere war ich also in ganz guter Verfassung. Aber davon wollte Jo
ganz und gar nichts wissen.
„Helfen sie mir bitte, ihn zum Auto zu bringen“,
kommandierte sie in Franks Richtung. „Ich bringe ihn zu mir nach Hause, und
wenn meine Mutter glaubt, dass es notwendig ist, dann fahren wir ihn zum
Krankenhaus.“
Wiebittewas?
Ich wollte protestieren, aber Jo nahm mir den Wind aus
den Segeln, als sie mich noch einmal direkt anblickte und zu mir sagte: „Ich
bestehe darauf.“
Naja… Vielleicht sagte sie es auch zu Frank, der
irgendwas geantwortet hatte, aber es wirkte auf mich wie ein verkackter
Zauberspruch.
Ich ließ mir also von ihr und ihm aufhelfen und wir
erreichten ziemlich schnell Jos Auto. Das sich natürlich als Melodys Auto
erwies, was aber nun wirklich keine große Rolle spielte. Dass die beiden die
Wagen getauscht hatten, war sogar für die Reichen irgendwie nachvollziehbar.
Die kurze Fahrt - es war ein Fußweg von keinesfalls mehr
als fünf Minuten - verbrachte ich damit, den Kopf klarzukriegen. Und ab und zu
einen Seitenblick auf ein ziemlich entschlossenes Gesicht zu riskieren. Eine
weitere von ihren Seiten, die ich noch nicht kannte.
Erst als wir an einer der schmucken Villen ankamen und
sie den Wagen auf der Einfahrt parkte, wandte ich mich den wirklich drängenden
Problemen zu.
„Deine Mom wird nicht begeistert sein.“
„Bin ich auch nicht“, gab sie knapp zurück.
„Warum bist du überhaupt zurückgekommen, nachdem wir uns
verabschiedet hatten?“, brachte ich ohne allzu viele ‚ähms‘ zustande.
Die Art, wie sie mich daraufhin kurz ansah, dann zur
Seite blickte und fast ein wenig rot wurde, ließ mir heiß und kalt werden.
Es war nichts, was man kommentierte. Oder auch nur
weiterdachte, wenn man sich in meiner Position befand. Aber es war… whew!
Themawechsel. Auch zu meiner eigenen Sicherheit.
„Niemand wird begeistert sein“, erklärte ich. „Niemand
will, dass ich Ärger verursache. Mich eingeschlossen.“
„Das dachte ich mir bereits“, antwortete sie und der
entschlossene Zug war wieder da. „Deswegen werde auch ich den Ärger verursachen.“
„Wa… Was meinst du?“
Ich war irgendwie alarmiert. Und gleichzeitig auch
irgendwie berührt. Nicht gut!
„Wirst du schon sehen“, beschied sie. „Vertrau mir…“
Sagte die Spinne zur Fliege… Hätte ich antworten können.
Tat ich aber nicht. Absurderweise tat ich genau das, was sie sich erbeten
hatte: Ich vertraute ihr.
Als Jo ausstieg, hörte ich sie zur geöffneten Haustür und
der Silhouette einer Frau hinüberrufen.
„Estella, hilf mir bitte.“
Und Estella erwies sich nicht als ihre Mom, sondern als
eine Latina in Jos Alter. Hausmädchen mit ziemlicher Sicherheit. Ja… Die
Segnungen des Reichtums…
Tatsächlich brauchte ich aber nicht wirklich so richtig
viel Hilfe und quälte mich selbst aus dem Wagen. Oder sagen wir: Ich wollte
keine Hilfe brauchen, obwohl die Niere wirklich höllisch wehtat und mir
schwindelig wurde.
Das Ende vom Lied war, dass mich dann doch zwei Frauen
stützten, die zusammen vielleicht in etwa meine Gewichtsklasse hatten. Wie…
männlich…
Von der Inneneinrichtung des Hauses bekam ich tatsächlich
nicht viel mit, weil sich ein wenig die Welt um mich drehte. Eine
Gehirnerschütterung vielleicht. Als hätte ich sowas gebrauchen können…
Was ich aber mitbekam, war der Auftritt von Mom, die
schließlich in die Küche fegte, um sich nach dem Ursprung der Aufregung zu
erkundigen. Und natürlich erfasste sie augenblicklich die Anwesenheit einer
Kakerlake auf einem ihrer teuren Designerstühle.
Aber der Vulkanausbruch, der sich auf ihrem Gesicht
ankündigte, blieb aus, als ich etwas erlebte, dass man ohne Scheiß nur einmal
im Leben bezeugen kann. Wenn man Glück hat…
„Wer…?“, setzte die superelegante Schickse an, die gut
auch Jocastas Mutter hätte sein können.
„Mom?“, schluchzte Jo.
Und ja. Ich meine tatsächlich ‚schluchzte‘. Wie in ‚mein
liebstes Haustier ist gerade gestorben‘ oder ‚ich bin am Altar sitzen gelassen
worden‘.
Jos Mutter wandte sich natürlich erst einmal dem Problem
zu, dass noch ein klein wenig dringlicher war, als die Anwesenheit von
Ungeziefer in ihrer Küche. Und ich tat das auch.
Wahrscheinlich gleichermaßen fassungslos, wenn auch aus
unterschiedlichen Gründen, blickten wir eine Jo an, deren Gesicht sich zu einer
Miene der Verzweiflung verzogen hatte und der die Tränen in Strömen über die
Wangen liefen.
„Mom, ich habe Angst“, wimmerte sie und streckte
hilfesuchend ihre Hand in Richtung ihrer Mutter aus.
Und da durfte ich dann einen Blick hinter eine Fassade
werfen, den ich sonst nie erlebt hätte. Denn die Schickse wurde plötzlich zu
einer Mutter, wie Jocasta ganz bestimmt keine hatte.
Sie mochte vielen Klischees entsprechen, aber sie hatte
Melody und Jo zumindest zum Teil erzogen. Und wenn es darauf ankam, dann konnte
sie offenbar darauf scheißen, dass Tränen sich nicht mit dem… wasauchimmer, aus
dem ihre Bluse gemacht war, vertrugen.
„Was ist passiert, Baby?“, fragte sie, während sie ihre
Tochter in den Arm nahm und ihr tröstend über das Haar streichelte.
Und sie fragte es ruhig und gefasst und eben nicht
voreingenommen. Ich glaube, für den Moment vergaß sie meine Anwesenheit ein
wenig.
Stockend und immer wieder von Schluchzern geschüttelt,
erzählte Jo daraufhin eine Geschichte, bei der sich mir gleichzeitig die
Nackenhaare sträubten und mir die Kinnlade herabfiel.
„Ich hab mit Matt hier noch Nacharbeiten in dieser
Tuning-AG gemacht, von der ich dir erzählt habe. Der Lehrer hat uns die Sache
anvertraut. Also eigentlich mehr Matt, als mir, aber ich durfte noch beim
Reinigen helfen.
Und danach war Matt noch so nett, mich fast bis zum Wagen
zu bringen, bevor er in sein Zimmer ging. Er ist nämlich mit einem Stipendium
auf der Schule, musst du wissen. Er kommt nicht aus dem Viertel.
Aber im Auto ist mir eingefallen, dass ich mich gar nicht
bei ihm bedankt habe. Also… Ich meine… Nicht für die Begleitung, sondern dafür,
dass er einfach nett zu mir war, obwohl er allen Grund hätte, mir die kalte
Schulter zu zeigen. Weil einfach alle an der Schule so mies mit ihm umgehen,
obwohl er niemandem was getan hat und sich immer korrekt verhält.
Und dafür, dass ich einfach mit anpacken durfte, auch
wenn er mich keine einzige, schwere Sache hat machen lassen und auch verhindern
wollte, dass ich mich schmutzig mache.“
Sie unterbrach sich kurz und ihre Mutter sah zu mir
hinüber. Was mir Gelegenheit gab zu erkennen, dass sie tatsächlich mit ihren
Töchtern verwandt war, denn ihr Blick war so undeutbar, dass ich sofort an die
eine oder andere Situation mit Mel oder Jo denken musste.
Aber dann hörte sie weiter ihrer Tochter zu und
ignorierte mein ziemlich dämliches Gesicht.
„Jedenfalls bin ich dahin gelaufen, wo er ungefähr wohnen
müsste und da habe ich gesehen, wie vier Arschlöcher auf ihn eingetreten haben.
Und sie sind alle aus meiner Klasse!
Und der Hausmeister stand in der Nähe und hat sich
einfach nicht getraut, sich einzumischen. Also hab ich ihn angeschrien und dann
hab ich die Jungs angeschrien, bis sie endlich aufgehört haben und weggelaufen
sind.
Und dann dachte ich mir, du musst dir Matt ansehen und
schauen, ob er ins Krankenhaus muss, weil sie ihm auch gegen den Kopf getreten
haben…
Und jetzt… Oh Mom… Ich hab Angst. Ich will nicht mehr auf
diese Schule, wo die Typen so irre sind, dass sie einfach über jemanden
herfallen, weil der sich mit mir gut versteht.
Das ist doch krank! Das sind doch Freaks!“
Der Baseballschläger, den ihre Aussage darstellte, kam
diesmal sehr sachte und tippte mich sozusagen nur an die Schulter aus
Rücksichtnahme auf meine Kopfschmerzen.
Der absolute Hammer an ihrer Geschichte war, dass sie von
vorne bis hinten wahr sein mochte. Und ich war mir nicht einmal sicher, ob
nicht auch ihre Tränen echt waren, auch wenn das nicht so ganz zu ihr passte.
Und ihrer Mutter musste es ebenso gehen, wenn ich ihren
Gesichtsausdruck richtig deutete.
„Du hast recht, Baby. Das geht zu weit“, antwortete die
dann auch. „Weißt du, wer die Kerle waren?“
Jo schien zu nicken, denn ihre Mutter fuhr fort:
„Dann rufe ich jetzt die Polizei.“
„Bitte!“, musste ich mich nun aber doch einmischen. „Das
ist wirklich nicht nötig. Es geht mir gut…“
Beide fixierten sie mich nun und musterten mich mit
unterschiedlichen Ausdrücken. Aber ich konzentrierte mich ganz auf die
unmittelbare Gefahr. Auf den Ärger im Verzug, der mit einer Einschaltung der
Bullen einhergehen würde.
Diese Gefahr in Gestalt von Jos Mutter überraschte mich
aber noch einmal.
„Ist das so?“, fragte sie und kam auf mich zu.
Sie packte ziemlich energisch mein Kinn und drehte meinen
Kopf so, dass sie in meine Augen sehen konnte.
„Eine leichte Gehirnerschütterung, und wenn ich mir die
Schonhaltung so ansehe, dann wohl auch eine mögliche Nierenquetschung.“
„Sind sie Ärztin?“, platze ich verblüfft heraus.
„Psychologin“, antwortete sie. „Aber ein wenig
medizinisches Wissen gehört schon dazu.“
„Nun... Ich will nicht undankbar wirken, aber ich möchte
eigentlich nicht so gerne ins Krankenhaus“, gestand ich - offenbar noch immer
ziemlich benebelt und deswegen sehr offen - ein.
„Ärger mit den Behörden?“, fragte sie scharf und bewies
damit, dass bei aller Fähigkeit zum gelegentlichen Ausbrechen aus gewohnten
Mustern eine Wespe doch immer ein stechwütiges Insekt bleibt.
„Nein“, erwiderte ich, selbst für mich überraschend kühl.
„Ich kenne nur zu viele Leute, die gesund in eine der Gemeindekliniken gingen
und tot wieder rauskamen.“
An ihren Augen konnte ich sehen, dass sie wusste, wovon
ich sprach, auch wenn sie die Sache nicht weiter verfolgte. Die Kliniken für
die Leute ohne Geld und schlimmstenfalls ohne Krankenversicherung waren
Schlachthäuser und finanzierten sich zum Teil über den Verkauf von Organen,
weswegen lebenserhaltende Maßnahmen bei ihnen nicht sehr hoch auf der
Prioritätenliste standen. Und manchmal erwies sich Gerüchten zufolge eine Lungenentzündung
als sehr tödlich, wenn man gesunde Nieren oder ein starkes Herz hatte.
Und ich hatte immerhin noch eine gesunde Niere und war
auch ansonsten ziemlich fit.
„Ich glaube nicht, dass sie ein Krankenhaus brauchen“,
lenkte die Lady ein. „Eine Kopfschmerztablette und ein paar Tage Bettruhe
werden ausreichen.“
„Dann bringen wir ihn im Gästezimmer unter“, meldete sich
Jo.
Unmittelbar darauf war ich mir absolut sicher, in der
absoluten Totenstille ein oder zwei Stecknadeln fallen gehört zu haben. Und zirpende
Grillen. Hundertprozentig!
„Ich lasse ihn unter keinen Umständen auf den Campus
zurück, solange diese Schläger frei herumlaufen“, schob Jo nach, noch bevor
ihre Mutter oder ich reagieren konnten.
„Wenn er aber keine Anzeige erstatten will…“, versuchte
die Dame des Hauses es dann noch einmal schwach.
„Dann erstatte ich die. Ich habe schließlich alles
gesehen.“
Diskussion zwecklos.
Tatsächlich war es diese Botschaft, die ich kurz stumm mit
Mutter Jo austauschte, als wären wir nicht zwei Wesen von unterschiedlichen
Enden der Nahrungskette.
Und dann tat ich noch etwas, dass ich gleich darauf
bitter bereute, weil mein Körper mir sofort die Quittung dafür präsentierte.
Aber was hätte ich sonst tun sollen, als die Frau einen
Schritt zur Seite machte und ziemlich sicher auf der Mischung aus Feuchtigkeit
und Dreck ausrutschte, die ich in ihr Haus befördert hatte. Ich musste sie
einfach an der Hüfte auffangen, als sie aus dem Gleichgewicht kam und sich
sonst ziemlich undamenhaft auf dem Boden lang gemacht hätte.
Und ich ließ sie ja auch sofort wieder los. Was in erster
Linie daran lag, dass ich eine Hand für meinen Kopf und die andere für meine
Seite brauchte, als dort gleichzeitig zwei kleine Schmerz-Atombomben
explodierten.
Mit meinem „Ouhh… Fuck!“ übertönte ich für mich selbst
einen Teil dessen, was dann zwischen den anderen Anwesenden vorging. Das
Ergebnis war allerdings, dass Jo und die omnipräsente und beinahe unsichtbare
Estella mich irgendwo hinbrachten.
Mir fiel auch auf, dass Jo dann ein wenig zögerte, bevor
sie den Raum verließ, während Estella blieb und kurz darauf anfing, mir an die
Wäsche zu gehen.
Zugegeben… Mir war schon klar, dass sie mir
wahrscheinlich beim Ausziehen helfen sollte. Aber das war einfach ein wenig zu
viel für einen Tag.
„Incluso me pueda“, schnappte ich vielleicht ein bisschen
hart.
Mein Spanisch mochte nicht sonderlich gut sein, aber sie
verstand schon, dass ich ihr mitteilen wollte, wie gut ich allein dazu in der
Lage wäre, mich freizumachen.
Und ich verstand ziemlich gut, wie sie mir ganz formlos
in ihrer Muttersprache mitteilte, dass ich mich gefälligst nicht so anstellen
solle und wir beide Ärger bekommen würden, wenn sie mich nicht schleunigst
geduscht bekäme.
Ja genau…
Die Realität entwickelte sich dann auch wirklich exakt
so, wie man es an dieser Stelle von einem schlechten Film erwartet hätte. Denn
die bittere Wahrheit war, dass ich nicht allein auf den Beinen stehen konnte,
weil das Schwindelgefühl einfach nicht nachließ.
Dementsprechend konnte ich leider oder glücklicherweise auch
nicht wirklich genießen, mit einer wirklich gutaussehenden Latina in schicker
Unterwäsche zusammen unter der Dusche zu stehen.
Nicht einmal zum Schämen hatte ich Zeit.
Vermutlich hatte ich ein paar kurze Aussetzer, denn zum
einen war mir, als hätte sie einmal etwas gemurmelt, wie ‚Apetitoso’ - also in
etwa ‚lecker’ - und zum anderen fand ich mich eher plötzlich in einem Bett
wieder, das wirklich
jedes Klischee von mehr Bequemlichkeit für mehr Geld erfüllte.
Ich hätte einfach selig einschlafen können, wenn nicht
als Nächstes diese beiden Bullen im Raum erschienen wären.
In meinem Zustand konnte ich leider nicht so richtig
würdigen, dass der Latino und die Afro-Amerikanerin sich als
Klassenunterschieds-Rassisten outeten, wie eine billige Seifenoper es nicht
besser hätte darstellen können. Aber das war ja auch nichts Neues…
Ich konnte mir ziemlich genau vorstellen, wie unterwürfig
und zuvorkommend man sich gegenüber den Damen des Hauses verhalten hatte. Und
nun redete man mit jemandem, über den es eine Akte gab und der ganz einfach zum
Abschaum gehörte. Was sich auf den Tonfall natürlich auswirkte.
„Dann erzähl mal, Punk“, meinte das männliche
Streifenhörnchen. „Haben die bösen, bösen Jungs dich so richtig hart
rangenommen?“
„Oder waren es doch keine Kerle, sondern ein paar
Mädels?“, schlug seine kastenförmige Kollegin vor.
„Ich kann mich an nichts erinnern“, versuchte ich den
einfachen und diplomatischen Weg.
„Ach er kann sich nicht erinnern“, säuselte Miss Uganda
von vor dreißig Jahren sarkastisch.
„Vielleicht müssen wir ihn etwas eindringlicher
verhören“, schlug ihr turnschuhgesichtiger Kollege vor. „Auf dem Revier würden
wir sicherlich alles von ihm erfahren.“
„Davon träumst du, Motherfucker“, rutschte mir leider in
meinem nicht ganz klaren Zustand heraus.
Und damit hatte ich mir - Überraschung, Überraschung -
zwei neue Freunde gemacht. Widerworte waren einem Gossenpunk nämlich nicht
gestattet. Rechte gab es nur für Leute, die sich einen Anwalt leisten konnten.
Meine gegenwärtige Reaktionsgeschwindigkeit reichte bei
Weitem nicht aus, um etwas zu unternehmen, bevor ich die Pistole von A-Hörnchen
unter der Nase hatte.
Gefahr für mein Leben ging davon zwar nicht aus, denn das
Kopfkissen unter mir war wahrscheinlich mehr wert, als seine gesamte
Altersvorsorge, aber ein paar Schläge mit dem Kolben auf meinen schmerzenden
Kopf wären sicherlich drin.
Meine Rettung kam von ziemlich unerwarteter Seite.
„Ich glaube nicht, dass ich mit ihren Befragungsmethoden
eines Zeugen einer
Straftat einverstanden bin“, ließ sich Jos Mutter von der Tür aus vernehmen.
Und ihr Tonfall war gänsehautverdächtig kalt.
„Verzeihung, Ma’am“, riss sich mein Latino-Freund
zusammen und steckte seine Knarre weg. „Ähm… Widerstand geg…“
„Wenn sie es wagen sollten, den Vorwurf auszusprechen,
wird ihr nächster Dienstposten sicherlich nicht in einem Viertel wie diesem
sein“, unterbrach sie ihn unvermindert eisig. „Falls ich nicht ohnehin zu dem
Schluss kommen sollte, dass ich auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde nicht
verzichten möchte.“
Bamm! Das saß!
Die Befragung ging danach extrem gesittet vonstatten und
war schnell vorbei, weil ich mich weiterhin an rein gar nichts erinnern konnte.
Und zwei neue Feinde hatten mich ganz fest in ihr Herz geschlossen und kannten
mein Gesicht.
Yay…
Zwei Minuten später war mir das allerdings egal, denn was
auch immer das für eine Tablette gewesen sein mochte, die man mir gegeben
hatte… Sie wirkte. Ich schlief ziemlich gut gelaunt ein und fand es überhaupt
nicht beunruhigend, dass sich die Farbgebung des Raums immer wieder veränderte.
Und was ich auch gar nicht beunruhigend oder komisch
fand, war der Traum davon, wie irgendwann später Jo in den Raum kam, über mich drüberkletterte
und sich zu mir hinab beugte, um zu flüstern: „Kein Sterbenswort!“, bevor sie
sich an meine Seite kuschelte und mich wieder einschlafen ließ.
Leider war der Effekt verflogen, als ich so in etwa zum
Sonnenaufgang aufwachte und sich tatsächlich ein warmer, weiblicher Körper in
meinem Arm befand. Und dem fruchtig duftenden, schwarzen Haar in meinem Gesicht
zufolge war es nicht die brünette Estella.
Mein scharfes Einatmen weckte Jo und ließ sie den Kopf
heben und zu mir aufblicken. Und…
Was war noch gleich das Thema meiner Gedankengänge
gewesen?
Süße, verschlafene Gesichter, ein wenig zerknautscht und
mit recht verträumtem Augenausdruck? Gemeinsames Frühstück im Bett nach einer
langsamen, romantischen Nummer, die Rücksicht auf meine leichten Kopfschmerzen
nicht außer Acht ließ? Familiengründung in der Hoffnung auf ein oder zwei
Töchter, die von ihrer Mutter diese sagenhaften Augen erben würden?
Ich war hilflos. Und ich war nicht in der Lage, etwas
anderes zu tun, als staunend in dieses Gesicht zu blicken. Meine Belohnung war
eines der süßesten Lächeln, die ich jemals hatte sehen dürfen.
„Guten Morgen“, wisperte sie.
„Kann ich bestätigen“, murmelte ich abgelenkt.
Sie schlug kurz die Augen nieder und lächelte in sich
hinein.
„Ein Jammer, dass ich zur Schule muss“, hauchte sie dann
auf eine Art und Weise, bei der mein Körper ganz neue Reaktionsmöglichkeiten
entwickelte. „Und ein Jammer, dass ich mir gleich ins Höschen mache…“
…
„Oh…!“
Meine Reaktion kam mit ungefähr der gleichen Verzögerung,
wie sie auch eine zwanzig Meter lange Zündschnur erzeugt. Mein Gehirn war einfach
nicht in der Lage, schneller solche Informationen zu verarbeiten.
Ich wollte mich dann - unwillkürlich, wenn man die
Reaktionsschwäche mit einberechnet - aufrichten, aber ihre Hand auf meiner
Brust verhinderte das.
Moment…
Seit wann war ihre Hand da? Und wieso hatte ich die
kernschmelzartigen Temperaturen dort nicht zuvor bemerkt?
„Bleib liegen. Du bist angeschlagen und ich bin schon
einmal… über dich drüber gestiegen…“
Schluck!
Ja…
Wer war ich noch gleich?
Achja… Ein sabbernder Haufen Wackelpudding in den Fängen
ihres Tonfalls und der Art, wie sie auf diese Anspielung hin wieder kurz den
Blick niederschlug, sich die Lippen befeuchtete und sich dann verspielt auf die
Unterlippe biss.
Und Jo war noch nicht fertig…
Unter
der Decke, die sie sich mit mir geteilt hatte, glitt sie über mich und vermied
dabei in keinster Weise, dass unsere Nasen sich bis auf wenige Mikrometer nahe
kamen.
Wie auch immer es mir hatte entgehen können - erst in
diesem Moment fiel mir auf, dass sie ganz eindeutig kein Shirt oder Nachthemd
trug. Und auch keinen BH oder sonst irgendetwas, dass verhindert hätte, dass
ihre Brüste über meinen Oberkörper streiften.
An sich wäre allein das schon geeignet gewesen, mir einen
weiteren Blackout zu verschaffen. Aber dann hätte ich verpasst, wie etwas, dass
ohne jeden Zweifel an ihren Nippeln befestigt war, meine eigenen Brustwarzen
streifte.
Und… Fuck… Ich hatte wirklich eine Schwäche für diese Art von Körperschmuck.
Allerdings wurde das dann doch zur Nebensächlichkeit, als
der Körperkontakt unser beider Aufmerksamkeit auf unsere Unterkörper lenkte.
„Oh…“, hauchte sie und ihr Blick verklärte sich ein
wenig. „Für mich…?“
Was sollte ich darauf antworten?
Nein, dass macht er jeden Morgen…? Steif ist der Schwanz
der Bisamratte…? Gar nichts…?
„Normalerweise bevorzuge ich Blumensträuße als
Zuneigungsbekundungen“, schnurrte sie und blickte mir dabei tief in die Augen. „Aber bei
einem Mann wie dir ist ein schönes Stück Holz absolut in Ordnung…“
Hei-li-ge Schei-ße!
Ich war so dermaßen Beute, dass ich einfach gar keinen
klaren Gedanken zustande bekam.
Meine komplette Aufmerksamkeit war von ihren Augen
gefangen. Und von dem Gefühl, wie sich - nur getrennt von einem spürbar
hauchdünnen Stück Stoff - etwas Heißes, Weiches, und ziemlich sicher auch Feuchtes
über die gesamte Länge meiner Morgenlatte schob.
Ich konnte nur noch schnaufen.
„Mmh…“, machte sie derweil genießerisch. „Welches Baujahr
hat diese
Corvette?“
Unten angekommen, wo ich an der Basis meines Schwanzes ungelogen
ihren Pulsschlag spüren konnte, kehrte sie die Bewegung um. Und trotz des
Stoffs fühlte ich unglaublich deutlich, wie ihre Schamlippen an beiden Seiten
meiner Latte wieder hinaufglitten.
„Egal…“, ergänzte sie mit glänzenden Augen. „Ich bin mir
absolut sicher, dass er in meine Garage passen würde…“
Ich hatte nie zuvor einen dermaßen erotischen Moment
erlebt. Und ich war nie zuvor so dermaßen reglos und untätig dabei.
Alles in mir schrie danach, ihre Hüfte zu packen und das
verfickte Höschen einfach zu durchstoßen wie ein Jungfernhäutchen. Und so rein
vom Spannungsgefühl her hätte das auch geklappt.
Aber ich tat es nicht.
Warum?
Keine Ahnung. Mein Gehirn war gerade nicht da und konnte
die Frage nicht beantworten.
Jo wusste, dass ich mich einhundert-fünfundneunzig-prozentig
in ihrer Hand befand und sie genoss es sichtlich. Aber sie schien auch ein
klein wenig enttäuscht, dass ich nicht zumindest ein wenig Initiative zeigte.
Mit einem Seufzen setze sie ihre Seitwärtsbewegung fort
und glitt wieder von mir hinunter. Dann stieg sie aus dem Bett und zeigte mir
noch ein paar Besonderheiten, die ich bei ihr vielleicht hätte erwarten sollen.
Die Auffälligsten davon waren die beiden tätowierten
Engelsflügel auf ihrem oberen Rücken, aber die Muster im unteren Bereich waren
auch nicht ohne. Vor allem, weil sie offenbar nach vorne hin weiterliefen und
einen kleinen Spruch umrahmten, den ich wirklich niemals bei einer Frau aus
ihrer Gesellschaftsschicht erwartet hätte:
‚One inch more or less DOES matter
beyond the target line’.
Totaler, mentaler Overload war die Folge.
Jo war ein Blechbunny. Oder sogar selbst eine Fahrerin.
Oder zumindest schon mal in Berührung mit der Szene gekommen.
Sie war sowas von keine Barbie…!
„Ich hatte mir wirklich tausendprozentig vorgenommen, auf
keinen Fall Mitglied in deinem Sexclub zu werden oder mich sonstwie auf dich
einzulassen“, sagte sie leise, nachdem sie sich nach ihrem Shirt auf dem Boden
gebückt hatte.
Mit durchgestreckten Beinen! Und ohne Rücksicht darauf,
dass sie einen hauchdünnen String trug.
„Aber das war, bevor du dich von vier Pennern hast
verprügeln lassen, die du ziemlich sicher ganz leicht in die Tasche hättest
stecken können…“
Ich blickte zu ihrem Gesicht auf. Glitzernde Feuchtigkeit
in ihrem Schoß hin oder her. Selbst der Anblick der Seite ihrer Brust war nicht
ganz so wichtig, wie der Ernst in ihrer Stimme. Auch wenn Ersterer nicht
unbemerkt blieb…
„Hättest du dich auch für Mel so verprügeln lassen?“
Ich nickte langsam. Das hätte ich, aber bevor ich
einwenden konnte, dass ich nicht wirklich für sie - für Jo - Prügel bezogen
hatte, fuhr sie schon fort.
„Und für mich hättest du es auch getan, nicht wahr…?“
„Für dich würde ich töten.“
Schon Sekunden danach hatte ich selbst das Gefühl, das
ich damit so ziemlich den dämlichsten Spruch geklopft hatte, der möglich war.
Aber es war mein voller Ernst. Und das Faszinierende war: Sie erkannte das.
An der Tür hielt sie kurz inne und drehte nicht einmal
den Kopf, um mir noch etwas mitzuteilen.
„Ich bin kein geduldiger Mensch, Matt. Und ich bin so
stolz, dass es schon fast als Geisteskrankheit durchgeht.“
Sie ließ das für eine Sekunde wirken, bevor sie die Bombe
zündete.
„Also wenn du noch einmal eine Chance vorüberziehen
lässt, zuzugreifen, wenn ich dir ein Angebot mache, dann wird es keine weitere
geben…“
Damit war sie aus dem Zimmer verschwunden und ließ mich
mit einer Million Gedanken allein.
Und wenn es kein verficktes Schicksal war, dass genau in
dem Moment der dämliche Radiowecker anging und die Stimme von Jessica
Silverstone ertönte, wie sie ihr topaktuelles Cover eines alten Liedes zum
Besten ab, dann wusste ich auch nicht…
„You're one in a million.
You're once in a lifetime.
You made me discover one of the stars above us.
I've been looking for that special one.
And I've been searching for someone to give my
love.
And when I thought that all the hope was gone.
You smile, there you were and I was gone.
“
Och Menno…
Fuck me!
*****
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Sehr schön - wie geht's weiter?
AntwortenLöschenoh hier hab ich ja noch nicht meinen senf dazu gegeben Oo
AntwortenLöschendie rolle der Jo find ich intressant besonders weil sie die möglichkeit hat einen mit ihrem handeln zu überraschen. wie im letzten teil von der geschichte
oh man die geschichte ist einfach wunderbar geschrieben,und hoffe das es mindestens noch ein teil geben wird,wo es endlich zwischen den beiden passiert ... das ausgerechnet jo ihn so nimmt wie er ist ist wunderbar.
AntwortenLöschenals mike bitte eine oder zwei fortsetzungen noch,oder gibt es kein happy end
lg christian
Keine Sorge: Es wird weitergehen. Der nächste Teil ist auch schon in Arbeit. Und es wird nicht der Letzte sein.
AntwortenLöschenFreut mich natürlich sehr, dass Jo so gut ankommt. Und ich hoffe nun, dass die weiteren Entwicklungen noch ein paar Überraschungen parat haben... ;-D
Teil 6 ????????
AntwortenLöschenGeduld, mein Leiber, meine Liebe oder mein Liebes. ;-)
LöschenMomentan komme ich nicht zum Schreiben, weswegen ich auch keine Fortsetzungen fertig kriege. Aber jemand sagt mal: Das Warten auf ist eine ziemlich einfach Aufgabe. Alles was man dazu braucht, ist etwas Geduld.
Geduld ist bei deinen Cuts am Ende einer Geschichte echt schwer aufzubringen.
LöschenHeiliger Bimbam ist das eine Wahnsinnsgeschichte! Ich bin begeistert! Bitte weiter so tolle Geschichten schreiben!
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